Hamburg – Nach dem besten Start eines Neulings in der Fußball-Bundesliga seit 25 Jahren ließen sich Matchwinner Emil Forsberg und seine Kameraden von den 2000 Leipziger Anhägern ausgiebig feiern.
«Ich glaube, wir haben so eine geile Truppe, wir sind hungrig und haben auch Qualität», meinte Willi Orban nach dem 4:0 (0:0) beim Hamburger SV. Mit sieben Punkten nach drei Spielen mischt RB schneller im oberen Tabellen-Drittel mit als von allen Experten vorhergesagt. «Glück kann man sich erarbeiten, wir werden gerad belohnt», sagte Coach Ralph Hasenhüttl. «Wir wollen viel, auch immer alles und sind nie zufrieden mit einem Punkt.»
Diese Einstellung zeigte RB über 90 Minuten. Das eingespielte und nur partiell verstärkte Aufsteiger-Team quälte sich ein wenig durch die erste Halbzeit, doch dann war es da. Forsberg gelang mit dem von René Adler verschuldeten Foulelfmeter (65.) die Führung, Timo Werner (72.,77.) und Davie Selke (90.+1) erhöhten.
Die Sachsen zwangen die Norddeutschen mit hohem Pressing zu eklatanten Fehlern in der Defensive und nutzten sie blitzschnell aus. «Wir sind einfach geil auf Erfolg. Wir haben außerdem gezeigt, dass wir auch körperlich auf einem hohen Level sind. Wir können das Tempo hochhalten, uns behaupten und durchsetzen», erklärte Dominik Kaiser.
Aus dem Gäste-Fanblock kamen Hohngesänge wie «Ohne Kühne wär hier gar nichts los». Die 30 Millionen Euro, die zuletzt in neue HSV-Spieler investiert wurden, stammen zum Großteil vom Hamburger Unternehmer Klaus-Michael Kühne. Die Gesänge waren die Retourkutsche für die Proteste von Hamburgern, die gegen die Kommerzialisierung bei RB wetterten.
Ein paar Fans hatten die Leipziger Mannschaft in deren Bus mit Spruchbändern ungemütlich empfangen. «Der Gegenwind wird weniger und weniger. Beim Protestmarsch heute waren vielleicht sechs Leute. Das zeigt, dass es weniger und weniger wird. Wir haben früher ganz anderes erlebt», sagte Yussuf Poulsen. Hasenhüttl bedankte sich sogar für die sportlich faire Atmosphäre nach dem unschönen Vorgeplänkel.
Das erstmalige Duell «Dino gegen Dose» («Bild»-Zeitung) entschied der Aufsteiger klar für sich. Noch kein Neuling traf in den ersten beiden Auswärtspartien sechs Mal. Unbeeindruckt von der Kulisse der 52 998 Zuschauer im Volksparkstadion agierten die Leipziger couragiert. Das Umschaltspiel gelang in der Begegnung der beiden jüngsten Teams der Bundesliga viel besser als beim fehlerhaften HSV. «Wir haben die Räume eiskalt genutzt», meinte Hasenhüttl. Der gebürtige Leipziger René Adler verschuldete den Strafstoß, danach blieb er ohne Chance bei den Gegentreffern.
Der eingewechselte Werner bewies mit seiner Schnelligkeit, dass RB ihn zu Recht aus Stuttgart geholt hat. «Bei uns auf der Bank ist so viel Qualität, da kannst du gar nicht danebengreifen», sagte Hasenhüttl. Auch der kurzfristig von RB Salzburg gekommene Brasilianer Bernardo harmonierte mit den Mitspielern und erhielt ein Sonderlob des Trainers.
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(dpa)