Berlin – Der Stolz über das hart erkämpfte 1:1 beim Champions-League-Club Borussia Dortmund ist allgegenwärtig bei Hertha BSC. Und jetzt wächst schon wieder die Vorfreude auf das nächste Spitzenspiel.
«Unsere Brust wird immer breiter. Köln kann sich warm anziehen», verkündete Flügelspieler Alexander Esswein. Am Samstag treffen im Berliner Olympiastadion die beiden Überraschungsteams der aktuellen Bundesliga-Saison aufeinander: Der 1. FC Köln hat nach sieben Spieltagen 15 Punkte auf dem Konto – nur zwei weniger als Spitzenreiter FC Bayern. Und Hertha steht auch schon bei 14.
Berlins Coach Pal Dardai bescheinigte seinen Fußballern nach dem hitzigen «Männersport»-Duell mit dem BVB dann auch große Fortschritte im Vergleich zur Vorsaison. «Wir haben uns unter Druck und im Zweikampfverhalten verbessert. Auch wenn wir in Führung gehen, machen wir das besser», sagte der Ungar und betonte: «Ich bin auch froh, dass wir Aggressivität mit nach Dortmund genommen haben. In der Vorsaison waren wir einen Tick zu brav.» So hatte die Hertha die große Chance auf den Finaleinzug im DFB-Pokal gegen die Dortmunder noch mutlos und kraftlos liegen gelassen.
Der Berliner Jahrgang 2016/17 wirkt nicht nur frecher, sondern auch reifer. Lediglich beim Branchenprimus FC Bayern war Dardais Matchplan gescheitert, das 0:3 von München ist die einzige Saisonniederlage. «Wir waren sehr gut organisiert und haben gut ausgesehen», sagte Dardai zum Auftritt vor 80 800 Zuschauern im Signal-Iduna-Park. «Wir haben es genossen. Wir sind nach Dortmund gefahren und haben nicht die Hände hochgehalten, sondern haben einen Plan gehabt.» Der starke Torhüter Rune Jarstein bedauerte es sogar, nach der 1:0-Führung durch Valentin Stocker «keine drei Punkte mitgenommen» zu haben.
Die Rote Karte für den übermotivierten Stocker kurz vor dem Ende und die nun folgende Sperre zwingen den Trainer allerdings zu neuen Überlegungen. Denn nun fehlt gegen Köln neben den Langzeitverletzten Vladimir Darida und Ondrej Duda der nächste Spielmacher. Doch auch dies demonstriert Herthas Entwicklung: Über Ausfälle wird nicht lamentiert, sondern auch andere Lösungen passen. «Wir haben viele gute Spieler und 1000 Möglichkeiten», bemerkte der 40 Jahre alte Cheftrainer unaufgeregt. Als Alternativen zählte er Salomon Kalou, Mitchell Weiser und auch Sinan Kurt auf. «Wir haben eine gute Nachwuchsakademie und 0,0 Probleme.»
Nur ein paar mehr Heimzuschauer hätte Dardai gern. Die große Euphorie um seinen Club ist in der Hauptstadt trotz der erstaunlichen Entwicklung und des besten Saisonstarts nach 46 Jahren noch nicht ausgebrochen. «Bitte erscheint zahlreich gegen Gladbach und Köln», appellierte Herthas Rekordspieler deshalb vor den nächsten beiden Heimpartien an die Fans.
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(dpa)