Wolfsburg – Die Frage nach den Bayern hatte Ralf Rangnick erwartet. «Das löst nicht einmal ein mildes Lächeln aus», konterte der Sportdirektor des Fußball-Bundesligisten RB Leipzig.
Als Dritter mit nur zwei Punkten Rückstand auf den Tabellenführer aus München wird ein Club schnell zum Bayern-Jäger gemacht, aber davon will Rangnick nichts hören. Auch für den RB-Manager gilt: «Bayern spielt in einer anderen Liga.»
Der überraschend starke Aufsteiger liegt nach sieben Spielen ohne Niederlage auf einem Champions-League-Rang, genau wie der punktgleiche 1. FC Köln und Hertha BSC. Und genau dort, wo die mit 1:0 geschlagenen Wolfsburger eigentlich sein wollten.
Gemeinsam mit den anderen Überraschungsteams ist Leipzig zumindest rechnerisch Verfolger der schwächelnden Bayern, aber RB hält sich nicht für einen Jäger. «Wir sind kein Bayern-Jäger. Das einzige, was wir jagen wollen, ist der Ball», meinte Trainer Ralph Hasenhüttl. Und Rangnick ergänzte: «Ich sehe uns da überhaupt nicht. Wir messen uns mit uns selber und dem nächsten Gegner.» Und der heißt Werder Bremen.
Dass Rangnick solche Fragen gestellt bekommt, liegt nicht nur an den 15 Punkten aus sieben Spielen, sondern vor allem an der Art und Weise, wie sein Team auftritt. RB dominierte das Geschehen in Wolfsburg mit zunehmender Spielzeit und überzeugte mit modernem Fußball, gegen den der behäbige Pokalsieger von 2015 alt aussah.
«In der zweiten Halbzeit hatten wir einfach mehr Power», sagte Yussuf Poulsen. Was für den VfL eine erschreckende Erkenntnis ist, stellte die RB-Macher sichtlich zufrieden. «Unsere Mannschaft hat ein unglaubliches Potenzial», sagte Hasenhüttl. Der Coach scheint immer mehr erstaunt zu sein, was für eine Mannschaft er da im Sommer übernehmen durfte.
Angesichts der Leistungen und des Rekordstarts fällt es Rangnick leicht, seinen Nachfolger zu loben. «Der Trainer macht es überragend», bemerkte der Aufstiegs-Coach, der sich wieder auf seinen Job als Sportdirektor zurückgezogen hat. «Er hat es die ersten acht Wochen sensationell gemacht.»
Was die Konkurrenz noch mehr schrecken dürfte, ist tatsächlich die Perspektive. «Die Mannschaft ist jung und entwicklungsfähig», sagte Rangnick. «Die Jungs werden noch besser.» Auch das ist das genaue Gegenteil von dem, was beim VfL Wolfsburg zu beobachten ist.
Die rund 50 Millionen Euro, die RB vor der Saison in neue Spieler investiert hat, scheinen deutlich besser angelegt zu sein als die gleiche Summe, die der VfL ausgegeben hat. «Wir haben eine hohe Konkurrenzsituation im Kader», sagte Rangnick: «Jeder muss Gas geben.»
Wohin das führt? Rangnick antwortete darauf mit einer rhetorischen Frage: «Warum soll es Limits geben?» Und auf die Frage nach den Münchenern gibt es am 16. Spieltag eine erste Antwort. «Dann versuchen wir, auch gegen die gut auszusehen.»
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(dpa)