Singapur – Erst nervenstark, dann mit riesigem Kämpferherz: US-Open-Siegerin Angelique Kerber hat bei den WTA Finals ihre knifflige Auftakt-Aufgabe gemeistert und damit gute Chancen auf das Halbfinale.
Die erste deutsche Nummer eins seit Steffi Graf vor 19 Jahren gewann in Singapur gegen die Slowakin Dominika Cibulkova eine hochklassige und umkämpfte Partie 7:6 (7:5), 2:6, 6:3. Mit viel Mühe und nach 2:17 Stunden Spielzeit schaffte die 28-Jährige auf ihrem angestrebten Weg zum dritten großen Titel in diesem Jahr den ersten kleinen Schritt.
Am Dienstag trifft Kerber bei dem mit sieben Millionen Dollar dotierten Event der acht besten Spielerinnen auf Simona Halep oder Madison Keys. Der weitere Spielplan stand zunächst nicht fest. Um bei ihrer vierten Teilnahme am Saisonfinale erstmals in die Vorschlussrunde einzuziehen, muss die Kielerin mindestens Gruppenzweite werden.
Die starke Weltranglisten-Achte Cibulkova verlangte der zweifachen Grand-Slam-Siegerin alles ab. Auch von einem 4:5- und 5:6-Rückstand im ersten, einem klar verlorenen zweiten und einem Break-Rückstand im dritten Satz ließ sich Kerber aber am Ende nicht aufhalten.
Es ist das erste große Event, bei dem die 28-Jährige als Topgesetzte antritt, seitdem sie Mitte September Serena Williams als Nummer eins ablöste. «Ich versuche wirklich, auch alles zu genießen, aber natürlich ist die Situation ein bisschen neu für mich», sagte sie.
Auch auf dem Platz muss sich die Silbermedaillengewinnerin von Rio erst an ihren neuen Status gewöhnen. Als sie sich zum Saisonabschluss ihres herausragenden Jahres erstmals im Singapur Indoor Stadium präsentierte, war die 10 000 Zuschauer fassende Halle etwa zur Hälfte gefüllt. Cibulkova überließ Kerber gleich ihr erstes Aufschlagspiel, die Norddeutsche führte. Doch mit einem Doppelfehler beim dritten Breakball gegen sich musste sie ihr Service zum 4:4 abgeben. Im umkämpften Tiebreak hatte die Wimbledon-Finalistin dann auch Glück, dass sie sich nach 1:05 Stunden den ersten Durchgang sicherte.
Gegen Cibulkova bestritt Kerber ihr 77. Tennis-Match in diesem Jahr – so viele hat keine andere absolviert. Dementsprechend sehnt sich die Norddeutsche nach Urlaub, auch wenn sie sich nach einer Woche Vorbereitung auf Singapur wieder «frischer» fühlte.
Wer gedacht hatte, der Wille von Cibulkova, die wie Kerber ihre «beste Saison» spielt, wäre nach dem ersten Satz gebrochen, sah sich mächtig getäuscht. Auch im entscheidenden dritten Satz lag Kerber zunächst hinten. Doch sie kämpfte sich wieder heran, feuerte sich immer wieder an – und schaffte zum 4:2 den vorentscheidenden Spielgewinn. Im neunten Aufeinandertreffen mit der 27-jährigen Cibulkova jubelte Kerber wenig später über ihren fünften Erfolg.
Schon seit Ende August konnte sich Kerber darauf einstellen, in Singapur dabei zu sein, so früh wie nur die verletzte Serena Williams und ganz anders als Swetlana Kusnezowa. Die Russin qualifizierte sich erst am Samstag mit dem Finalsieg in Moskau, verdrängte Johanna Konta aus England und trifft am Montag auf die Polin Agnieszka Radwanska.
Kerber hat vor ihrer nächsten Aufgabe einen Tag spielfrei. In der ersten Partie des Turniers hatte sich in ihrer Gruppe die rumänische Spitzenspielerin Halep problemlos 6:2, 6:4 gegen Keys behauptet.
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(dpa)