Leipzig – Der Begriff «Bayern-Jäger» wird beim Rekord-Neuling RB Leipzig noch als Unwort deklariert.
Gereizt reagierten Spieler und Trainer Ralph Hasenhüttl auf den neuen Begriff, nachdem die noch unbezwungenen Sachsen durch das 3:1 gegen Werder Bremen auf Platz zwei der Bundesliga-Tabelle geklettert waren und nur zwei Zähler hinter dem Rekordmeister stehen. «Über Bayern können wir im Dezember eine Woche vor dem Spiel gegeneinander sprechen», meinte Edeljoker Davie Selke und verwies auf das mögliche Gipfeltreffen in der Münchner Arena kurz vor Weihnachten.
Naby Keita, der gegen Werder am Sonntag seinen ersten Doppelpack für Leipzig schaffte, betonte: «Der zweite Platz ist toll, aber wir sind nicht da, um den Bayern Konkurrenz zu machen, wir können uns nicht mit Bayern vergleichen.» Der Däne Yussuf Poulsen warnte sogar: «Wir dürfen nicht zu viel auf die Tabelle gucken.»
Hasenhüttl bezeichnete die Tabelle als zweitrangig. Angefressen meinte er: «Wir haben auch unsere Tabellen, die für uns interessant sind: Laufbereitschaft, Spiel gegen den Ball und so. Da ist noch viel zu tun.» Es sei wichtig, jedes Spiel mit der notwendigen Demut anzugehen. «Das ist auch keine Floskel. Das ist für unseren Weg enorm wichtig. Diesen Hunger, diese Gier hast du nur, wenn jedes Spiel ein Höhepunkt ist. Und für uns muss es das bis zum Schluss sein.»
Dabei ist die Unberechenbarkeit das stärkste Mittel von RB Leipzig. Egal, welchen Akteur Hasenhüttl in der Anfangsaufstellung aufbietet oder von der Bank bringt – bisher liefern alle ab. «Hinten raus entscheiden bei uns oft die Einwechselspieler, und deshalb sind sie so wichtig», meinte der Österreicher. So wechselte er gegen Bremen erneut Selke ein, der schon zwei Minuten später für Naby Keita zum 2:0 auflegte und schließlich selbst den Endstand markierte.
Sportdirektor Ralf Rangnick hatte bereits vor Saisonstart geurteilt, dass die Tabelle «erst nach dem zehnten Spieltag so was wie eine Aussagekraft» habe. Sollten die Leipziger dann immer noch unbezwungen sein, hätten sie den Uralt-Rekord vom MSV Duisburg aus der Saison 1993/1994 geknackt. Dann wären sie nicht nur der beste Liga-Neuling, sondern auch der beste Aufsteiger. Damals blieben die «Zebras» bis zum zehnten Spieltag ohne Niederlage (vier Siege, sechs Remis).
Wichtiger Erfolgsfaktor ist für Edelreservist Selke der ausgeprägte Teamgeist. «Klar will jeder spielen, doch es gibt keinen Neid. Jeder bringt sich voll ein», meinte der olympische Silbermedaillengewinner. Den Kopf über die Aufstellung müsse sich der Trainer zerbrechen. Doch der hat nach eigenen Aussagen lieber deswegen Kopfschmerzen «als die, wenn ich mich umdrehe und nicht weiß, wen ich einwechseln soll, weil ich nichts habe». Es sei wichtig, dass jeder Profi das Gefühl bekomme, dass er gebraucht werde. «Wir versuchen als Trainerteam immer wieder zu vermitteln, dass jeder wichtig ist, und das zeigen die Spieler immer wieder.» Und sie werden immer frecher.
Kapitän Dominik Kaiser machte schon eine erste Kampfansage: «Mit unserer Mannschaftsleistung können wir jedem Paroli bieten.» Wichtig sei, dass das Team gierig bleibe. «Vom Kopf her sind wir sehr stabil. Wir dürfen nur unseren Stil nicht ändern, sondern müssen immer weiter einen draufpacken. Dann wird es schwierig, uns zu schlagen.»
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(dpa)