Sinsheim/Berlin – Keine «falsche 9», keine Dribbelkünstler, keine unorthodoxen Angreifer wie Thomas Müller, keine Raketen wie Pierre-Emerick Aubameyang: Sandro Wagner und Vedad Ibisevic verkörpern noch den alten Schlag des Mittelstürmers à la Mario Gomez.
Und sie sind damit in der Bundesliga überaus erfolgreich. Die beiden Torjäger treffen am Sonntag mit ihren Clubs 1899 Hoffenheim und Hertha BSC in einem überraschenden Spitzenspiel aufeinander. Für beide ist es auch ein Wiedersehen mit ihrem Ex-Verein. Die Deutsche Presse-Agentur stellt das Duo gegenüber:
BILANZ BEIM EX-VEREIN:
Mit dem Namen Ibisevic ist auch der rasante Aufstieg von 1899 Hoffenheim verbunden. Der Bosnier erzielte in der ersten Bundesliga-Saison der Kraichgauer 2008/2009 sagenhafte 18 Tore in der Hinrunde und verhalf der TSG zur Herbstmeisterschaft. Ein Kreuzbandriss stoppte ihn danach. Im Januar 2012 wechselte er zum VfB Stuttgart, seine beste Zeit schien vorüber.
Sandro Wagner erlebte bei Hertha BSC (2012 bis 2015) weniger erfolgreiche Zeiten. Der gebürtige Münchner erhielt unter Trainer Jos Luhukay einen Zweijahresvertrag, kam aber in drei Spielzeiten auf nur sieben Tore. Lediglich 13 Mal stand er in der Startelf, 58 Mal wurde er eingewechselt. Zuletzt gehörte er nicht mehr zum Profikader der Berliner und wechselte 2015 zu Darmstadt 98.
KARRIERE-HÖHEPUNKTE:
Wagner bestritt für seinen Heimatverein FC Bayern München nur vier Bundesliga-Spiele. Als Profi des MSV Duisburg war er 2009 mit der DFB-Auswahl Junioren-Europameister, stand im Team mit Manuel Neuer, Mesut Özil und Mats Hummels. Der Durchbruch gelang ihm aber erst in der vergangenen Spielzeit beim SV Darmstadt 98: Mit 14 Toren sicherte er den «Lilien» den Klassenverbleib. Mit inzwischen 28 Jahren, so Hertha-Coach Pal Dardai damals, sei es ja auch an der Zeit gewesen, «dass er mit seinem Talent was macht».
Während Wagner noch nie ins A-Nationalteam berufen wurde, ist Hertha-Kapitän Ibisevic mit 71 Länderspielen (25 Tore) gestandener Auswahlspieler Bosniens und war 2014 WM-Teilnehmer. Seine beste Zeit erlebte er in Hoffenheim, wo ihn das Fachblatt «Kicker» im Winter 2008 in die Kategorie «Weltklasse» einstufte.
FORM:
Mit vier Saisontoren (plus zwei Assists) hat sich Wagner glänzend in Hoffenheim zurechtgefunden. Lediglich in der Partie bei seinem früheren Verein Darmstadt hatte er einen Durchhänger. Zudem ergänzt sich Wagner hervorragend mit seinem dribbelstarken Sturmpartner Andrej Kramaric.
Ibisevic ist einer der Garanten für die bisher starke Saison der Berliner. Sechs Treffer gelangen dem 32-Jährigen schon, nur noch zwei fehlen ihm zum «Hunderter-Club» in der Bundesliga. Ibisevic profitiert von den schnellen Flügelspielern und guten Standards. Drei Treffer bereitete er zudem vor. «In dieser Verfassung kann er locker noch zwei, drei Jahre Bundesliga spielen», sagte Dardai.
STÄRKEN UND SCHWÄCHEN:
Wagner (1,94 Meter) und Ibisevic (1,88) gelten als robuste, zweikampfstarke Stürmer mit einer großen Treffsicherheit. Sie können auch den Ball mit dem Rücken zum Tor gut behaupten. Die Hoffenheimer schätzen vor allem den Siegeswillen und Einsatz ihres Neuzugangs. «Er lebt das auf dem Platz, der will gewinnen, mit allem, was er hat», sagte TSG-Sportchef Alexander Rosen. Wagner lässt sich allerdings auch gerne fallen oder schindet Zeit, was Trainer Julian Nagelsmann weniger gefällt. Ein filigraner Techniker ist er nicht, macht aber dennoch wenig Stockfehler.
Ibisevic arbeitet viel, scheut keinen Zweikampf. Nachdem er im Sommer die Kapitänsbinde von Fabian Lustenberger bekam, findet er auch eine bessere Balance von nötiger Aggressivität und Zurückhaltung. Übermotivation hatte ihn in der Vergangenheit oft einmal gestoppt. Der Stürmer braucht das absolute Vertrauen seines Trainers, das hat er in Berlin. Sein Vertrag läuft im kommenden Sommer aus. Hertha bemüht sich um eine Verlängerung.
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(dpa)