Gelsenkirchen – Die Rückfahrt mit dem Bus von Gelsenkirchen nach Bremen nutzte Alexander Nouri zu einer ersten Analyse. «Wir dürfen jetzt nicht ins Zweifeln kommen. Ich habe auch viele gute Ansätze gesehen», lautete die Hauptbotschaft des Werder-Trainers nach dem 1:3 beim FC Schalke 04.
«Wir müssen unseren Weg konsequent weitergehen und sehen, dass wir die Dinge abstellen, die zu Gegentoren führen.» Nouri will die zweiwöchige Länderspielpause nutzen, um intensiv an den Schwächen im Team zu arbeiten, das nach dem Zwischenhoch unter dem Nachfolger von Viktor Skripnik wieder auf den Bundesliga-Relegationsplatz abgerutscht ist.
Besorgniserregend ist vor allem die Anzahl der Gegentreffer. Mit 27 nach zehn Spielen ist Bremen in der Liga negative Spitze. Selbst Schlusslicht Hamburger SV (23) kassierte weniger Tore. Es ist bezeichnend, dass Alessandro Schöpf (35. Minute/63.) und Nabil Bentaleb (38.) nach Schüssen von Max Meyer (Latte) und Naldo, dessen Freistoß-Knaller Torhüter Felix Wiedwald nach vorn abprallen ließ, schneller reagierten als die gesamte Werder-Abwehr.
Dabei wirkte Bremen ohne den verletzten Innenverteidiger Lamine Sané bis zum 0:1 durchaus stabil und machte dem formstarken Revierclub das Leben schwer, ehe sich Sorglosigkeit und Konzentrationsmängel einschlichen. «Es ärgert mich, dass solche Unachtsamkeiten das Spiel kippen. Wir bekommen zu leicht zu viele Gegentore. Aber grundsätzlich funktioniert unser Plan», meinte Nouri unverdrossen. Auch Frank Baumann warnte vor Panik. «Wir arbeiten hart daran, den schlechten Saisonstart aufzuarbeiten. Die Mannschaft hat vieles gut gemacht», erklärte der Manager, fürchtet nach der dritten 1:3-Pleite in Serie aber auch: «Wenn wir in jedem Spiel drei Gegentore bekommen, wird es schwierig.»
Zumindest vorn kann Werder auf Besserung hoffen. Das 20-minütige Saisondebüt von Stürmer Claudio Pizarro macht allen Mut. Nouri erwartet von dem 38 Jahre alten Routinier einen «positiven Impuls». Pizarro könnte Serge Gnabry, der per Elfmeter (42.) auf 1:2 verkürzte, künftig entlasten. Baumann warnte aber davor, dem Peruaner nach drei Monaten Verletzungspause die ganze Verantwortung aufzubürden. «Wir freuen uns über Claudios Rückkehr. Aber wir wissen auch, dass es kein Selbstläufer wird.»
Anders als Bremen hat Schalke nach dem Katastrophenstart (fünf Niederlagen) die Wende längst geschafft und mit dem dritten Heimsieg nacheinander Anschluss ans Mittelfeld gefunden. Neun Pflichtspiele ohne Niederlage – darunter sieben Siege – haben den Glauben an die eigenen Stärke stetig wachsen lassen. Die Mannschaft setzt im neuen 3-5-2-System die Vorstellungen von Trainer Markus Weinzierl mehr und mehr perfekt um, steht hinten stabil und ist vorn effektiv. «Wir haben aus den ersten fünf Spielen viele Erkenntnisse gewonnen und umgesetzt», analysierte Weinzierl.
Nachdem das Überwintern im Pokal und der Europa League gesichert ist, können sich die Königsblauen voll auf die Aufholjagd in der Bundesliga konzentrieren. «Bis Weihnachten haben wir sechs Spiele, um weiter Boden gut zu machen», betonte Weinzierl, der mit geschickter Personalrotation auch verletzungsbedingte Ausfälle kompensierte und alle Profis mit Einsätzen bei Laune hält. Gleichwohl kommt die Länderspielpause laut Christian Heidel ganz recht. «Alle zwei drei Tage ein Spiel, von dem du weist, dass du es nicht verlieren darfst», sei auch eine «nervliche Belastung», erklärte der Manager. «Da tut es allen mal ganz gut, etwas Zeit zu haben, sich wieder zu sammeln.»
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(dpa)