Perth – Angelique Kerber ist 2017 die Gejagte, Alexander Zverev will im neuen Tennis-Jahr weiter die Etablierten jagen.
Das deutsche Top-Talent Zverev stimmt sich zusammen mit Andrea Petkovic nach dem Jahreswechsel beim Hopman Cup noch ohne den großen Druck auf den erhofften nächsten Schritt nach oben ein. Anders als bei der inoffiziellen Mixed-WM in Australiens Westküsten-Metropole Perth geht es an der Ostküste für Kerber schon wieder darum, ihren Status als Nummer eins beim gut besetzten Turnier für Herren und Damen in Brisbane zu verteidigen.
Als Last sieht die in Polen lebende Norddeutsche das nicht. «Das Jahr ging so schnell vorbei, dass ich mich wirklich wieder freue», sagte Kerber vor Weihnachten bei der Kür zur Sportlerin des Jahres. Bundestrainerin Barbara Rittner bescheinigt der 28-Jährigen nach ihrem wundersamen Aufstieg an die Spitze, dank der diesjährigen Titel bei den Australian und US Open viel selbstbewusster geworden zu sein.
«Durch ihre vielen öffentlichen Auftritte strahlt sie eine ganz andere Selbstsicherheit aus. Sie ist schlagfertiger in ihren Antworten, gibt auch mehr von sich preis», sagte Rittner in dieser Woche dem «Tagesspiegel» aus Berlin. Kerber lasse sich im Vergleich zu Petkovic und der einstigen Wimbledon-Finalistin Sabine Lisicki nicht so leicht ablenken und sei über die Jahre ausgeglichener gewesen.
Nach dem Auftakt in Brisbane geht es für die Weltranglisten-Erste weiter zum renommierten Turnier nach Sydney, danach finden ab dem 16. Januar bereits die Australian Open in Melbourne statt, wo Kerber vor elf Monaten der Durchbruch in die absolute Weltspitze gelang. Mit den Endspiel-Teilnahmen in Wimbledon, bei Olympia und den WTA Finals sowie dem zweiten Grand-Slam-Titel in New York arbeitete sich die Linkshänderin ganz nach oben.
Weiter Richtung Spitze soll es für Alexander Zverev gehen. Nach seinem Aufstieg bis auf Rang 24 in der abgelaufenen Saison ist der 19-jährige Hamburger das Gesicht der ATP-Profitour für die nach oben drängende neue Generation. Die Entwicklung von Zverev ist aus Sicht von Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann nach wie vor außergewöhnlich.
«Ich bin natürlich sehr froh über meine positive Entwicklung in der Weltrangliste und habe mir das durchaus zugetraut. Aber erwarten kann man sowas natürlich nicht», sagte Zverev in einem Interview des Deutschen Tennis Bundes (DTB). «Es macht mir unheimlich Spaß, auf dem Platz zu stehen und gegen Topspieler anzutreten.» Er will 2017 vor allem bei den Grand-Slam-Turnieren wie den Australian Open erfolgreich sein.
Der einstige Wimbledonsieger Michael Stich warnte im Interview bei tennisnet.com und spox.com sogar: «Er ist jetzt nicht mehr der Newcomer, jeder will gegen ihn gewinnen. Nach oben zu kommen, ist vergleichsweise einfach, oben zu bleiben, das ist das Schwierige.» Körperlich könne sich Zverev immer noch entwickeln, an Aufschlag und Volley könne der fast zwei Meter lange Schlaks auch noch arbeiten.
«Der nächste Schritt wird für ihn sein, die Top 10 anzugreifen. Dafür muss er bei den ganz großen Turnieren noch besser spielen», meinte Kohlmann im Pressedienst des Verbandes. Beim Davis-Cup-Heimspiel gegen Belgien Anfang Februar kann er wieder auf Zverev zurückgreifen. Der Lockenkopf will im kommenden Jahr viel in Deutschland spielen. Dort hatten ihm Absagen für Olympia und die Davis-Cup-Relegation auch Kritik eingebracht. Beim Hopman Cup kann er sich mit einem Großen messen: Der Schweizer Roger Federer gibt in Perth sein Comeback.
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(dpa)