Paris – So richtig bewusst war Carina Witthöft und Tatjana Maria ihre exponierte Stellung bei den French Open noch nicht. «Ich habe daran gar nicht gedacht», sagte Witthöft nach ihrem Sieg in der ersten Runde gegen die Amerikanerin Lauren Davis.
«Ich schaue eher auf mich», sagte Maria im Anschluss an ihren Erfolg gegen Ying-Ying Duan aus China ganz lapidar. Dabei hatten die beiden deutschen Tennisspielerinnen im Stade Roland Garros etwas geschafft, was früher ganz selbstverständlich, in diesem Jahr aber eine Rarität ist. Sie hatten beim Sandplatz-Spektakel in der französischen Hauptstadt die zweite Runde erreicht. Als einzige von insgesamt 13 gestarteten deutschen Profis. Bei den Herren ist nach dem überraschenden Aus von Alexander Zverev gar kein Deutscher mehr dabei, bei den Damen eben nur noch Witthöft und Maria.
Angelique Kerber? Längst zum Nachdenken in Polen. Laura Siegemund? Wegen eines Kreuzbandrisses gar nicht erst da. Andrea Petkovic? Trotz Leistungssteigerung wieder gleich zum Auftakt raus. Und so liegt der Fokus in Paris bereits nach dem dritten Turniertag voll und ganz auf Witthöft und Maria.
Es ist ein ungleiches Duo, das da unweit des Eiffelturms nun die deutschen Farben vertritt. Zwar liegen zwischen beiden nur sieben Jahre Alterunterschied, dennoch bewegen sie sich in unterschiedlichen Welten. Hier die 22 Jahre alte Witthöft, die das Potenzial zum neuen deutschen Tennis-Darling hat und nach der Trennung von ihrem Freund und Fitnesstrainer gerade dabei ist, ihr Umfeld neu zu ordnen, um den nächsten Schritt in ihrer Karriere zu machen.
Da die 29 Jahre alte Maria, die bereits seit drei Jahren als Mutter der inzwischen gar nicht mehr so kleinen Charlotte auf der Tour unterwegs ist und das Tennisspielen nur noch genießen will.
Auch in Paris sind Marias Mann Charles Edouard Maria und Tochter Charlotte wieder mit dabei. Während der Partien spielt das kleine Mädchen in der Kinderbetreuung mit den anderen Kindern auf der Tour, die inzwischen immer mehr werden. «Ich denke, das wird auch weiter zunehmen», sagte Maria, früher zunächst unter ihrem Mädchennamen Malek unter anderem auch im Fed Cup aktiv.
Bei Grand-Slam-Events gibt es bereits eine professionelle Betreuung für die Kids, bei den normalen Turnieren ist das noch nicht der Fall. «Aber vielleicht ändert sich das bald, wenn mit Serena Williams und Victoria Asarenka zwei weitere Mütter dazukommen», sagte Maria. «Schlecht wäre es nicht.»
Sportlich steht die inzwischen in Florida lebende Schwäbin an diesem Donnerstag vor einer schweren Aufgabe gegen die an Nummer drei gesetzte Rumänin Simona Halep. Doch Druck macht sie sich keinen, auch nicht als eine von nur noch zwei Deutschen. «Ich bin einfach nur überglücklich, dass ich weiter dabei bin.»
Und Witthöft? Die hofft auf den ersten Drittrunden-Einzug bei den French Open in ihrer Karriere. Gegen die Französin Pauline Parmentier hat sie durchaus Chancen, zumal ihre Adduktoren-Verletzung auskuriert ist. «Überhaupt ist gerade im Damen-Tennis alles offen, jeder kann jeden schlagen», sagte die Hamburgerin. Das haben bis auf Witthöft und Maria in Paris auch alle Deutschen schmerzhaft erfahren müssen.
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(dpa)