Radsport

Alpen als letzte Hürde für Kittel

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Saint-Ètienne – Die komplizierte Quartier-Regelung der Tour-Organisation wollte es so, dass Marcel Kittel und Michael Matthews am zweiten Ruhetag unter einem Dach wohnten.

Ganz nah waren sich die beiden Topstars der Radrennställe Quick-Step Floors und Sunweb aber nicht nur am Ruhetag im Hotel du Golf oberhalb von Saint-Ètienne, eng zusammengerückt sind sie auch im Kampf um das Grüne Trikot bei der 104. Frankreich-Rundfahrt. «Ich habe immer gesagt, dass es noch knapp wird. Ich denke, dass es sich auf den Champs Élysées entscheiden wird», sagte der fünfmalige Etappensieger Kittel, der nur noch 79 Punkte vor Matthews liegt.

Gleichzeitig betonte der Super-Sprinter: «Das Grüne Trikot wäre ein Traum, der wahr werden würde. Ein Traum, den ich eigentlich schon abgehakt hatte.»

Dafür muss Kittel aber noch die Alpen überstehen. Je steiler in diesen Tagen die Berge werden, desto größer ist die Not beim 29-Jährigen. «Ich freue mich nicht wahnsinnig auf die Alpen, aber es ist die letzte große Hürde. Das Ziel Grün bringt mich darüber», ergänzte Kittel, der sich meist im Gruppetto über die Rampen quält. Sein Widersacher Matthews ist da bergfester. Und nun stünden die Etappen an, die dem Australier eher liegen, analysierte Kittel.

Kein Wunder, dass beim deutschen Team Sunweb die Zuversicht steigt. «Wir müssen es weiter versuchen und sehen, was herauskommt. Es ist nicht vorbei, bis wir in Paris sind», sagte Matthews, dessen Teamchef Iwan Spekenbrink aber Kittel weiter klar im Vorteil sieht. «Normalerweise ist es ein Ding für Marcel. Es kommt auf ihn an. Sein einziger Konkurrent ist er selbst. Es geht darum, ob er die Ausdauer hat durchzuhalten», sagte der Niederländer der Deutschen Presse-Agentur. Bis vor eineinhalb Jahren war Spekenbrink noch Kittels Chef, ehe die Trennung im Unfrieden erfolgte.

Nach einer Virus-Infektion hatte Kittel 2015 lange pausieren müssen, das Team fuhr ohne ihn zur Tour. Es kam zum Bruch – und schließlich zur Trennung. Quick-Step-Teamchef Patrick Lefevere griff zu – und wurde mit vielen Siegen belohnt. «Marcel hatte ein schlechtes Jahr. Aber ein schlechtes Jahr bedeutet nicht ein schlechtes Leben», sagte Lefevere, der sich wieder im Vertragspoker mit Kittel befindet. Er könne ihn kaum mehr bezahlen, so hoch sei inzwischen der Marktwert, scherzte der Teamchef mit Blick auf eine mögliche Verlängerung des auslaufenden Kontrakts.

«Das Finanzielle ist einerseits wichtig, es muss aber auch sportlich stimmen. Ich will nichts überstürzen und eine gute Wahl treffen. Ich habe keinen Stress. Die Gespräche laufen», sagt Kittel. Das Katusha-Team mit dem deutschen Geldgeber Alpecin würde ihn gern verpflichten. Deren Kapitän Tony Martin würde sich jedenfalls freuen. «Ich hätte nichts dagegen. Das wäre schön», sagte Martin und zeigte sich höchst interessiert an den kursierenden Spekulationen.

Für Kittel zählt aber vorerst nur, seine atemberaubende Reise durch Frankreich zu vollenden. Mit dem Grünen Trikot in Paris, das letztmals Erik Zabel nach Deutschland geholt hatte. Und mit dem ein oder anderen Etappensieg. Im Optimalfall wären sogar acht Etappensiege möglich, womit die Uralt-Bestmarke von Eddy Merckx, Freddy Maertens und Charles Pelissier eingestellt wäre. Garantiert ist aber wohl nur ein Massensprint: Der Sprint royal in Paris auf den Champs Élysées.

Fotocredits: David Stockman
(dpa)

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