Hamburg – Nach seiner Vier-Tore-Gala beim HSV hat Pierre-Emerick Aubameyang eine Kampfansage an den FC Bayern München gerichtet.
«Wir hatten großen Druck nach vier Spielen ohne Sieg. Nun sind es nur noch sechs Punkte. Und wenn wir nach der Punktspielpause unser Heimspiel gegen die Bayern gewinnen, dann haben wir gute Chancen für ein Comeback in der Meisterschaft», sagte der BVB-Stürmer nach seinem Hattrick mit Zugabe zum 5:2 (3:0) beim Hamburger SV.
Der Nationalspieler aus Gabun nahm nach seiner Suspendierung weder Rücksicht auf den 80. Geburtstag von Uwe Seeler noch auf dessen bemitleidenswerte Erben. Im Gegenteil: Mit seinen Saisontreffern acht bis elf katapultierte sich der Stürmerstar im Beisein des fassungslosen HSV-Idols zurück an die Spitze der Bundesliga-Torjägerliste und verdarb Seeler dessen Ehrentag gründlich. Grund zum Feiern hatte nur Borussia Dortmund.
Unterm Arm hielt der Mann des zehnten Spieltages den Spielball, den er sich nach dem ersten Viererpack seiner Karriere geschnappt hatte, um ihn seinem Sohn zu schenken. «Vier Tore in einem Match habe ich noch nie gemacht – das ist sehr speziell», berichtete der Angreifer.
Es war auch die richtige Reaktion auf die Suspendierung, die Trainer Thomas Tuchel drei Tage zuvor wegen eines unerlaubten Mailand-Trips gegen ihn ausgesprochen hatte. Aubameyang musste das Champions-League-Spiel gegen Sporting Lissabon (1:0) von der Tribüne aus verfolgen. «Ich habe einen Fehler gemacht und dem Trainer und meiner Mannschaft „Sorry“ gesagt.» Und mit Toren zurückgezahlt.
«Das sprengt natürlich jede Erwartungshaltung», stellte Tuchel ob der beeindruckenden Reaktion seines Paradestürmers zufrieden fest. Schon nach dem ersten Treffer in der 4. Minute sprintete Aubameyang zu seinem Coach und herzte ihn strahlend. «Das war eine sehr schöne Geste», meinte Tuchel. «Er hat zu mir gesagt: „Zwei Tore machst Du noch“, und ich habe gesagt: „Okay, mache ich“», berichtete Aubameyang grinsend. Und legte sogar noch einen Treffer obendrauf: «Ich will doch mein gutes Verhältnis zum Trainer nicht riskieren.»
Jubilar Seeler musste von der Ehrenloge aus mit ansehen, dass nur beim Gegner ein Stürmer mitspielte, der wie einst «Uns Uwe» selbst Tore am Fließband zu produzieren versteht. Für die vier Treffer in Hamburg benötigte der Gabuner gerade mal 48 Minuten, der komplette HSV-Kader brauchte dafür volle zehn Spieltage. Aubameyang düpierte die allerdings allzu stümperhaft agierende Hamburger Abwehr, die ihren Auftrag zu verteidigen, nicht mal im Ansatz erfüllte.
«Auba hatte sich wohl viel vorgenommen. Und hat gezeigt, dass er die richtigen Schlüsse aus seinem Fehlverhalten gezogen hat», befand BVB-Manager Michael Zorc. «Der Sieg heute war alternativlos», erklärte Tuchel nach dem Erfolg im Volksparkstadion, zu dem auch Ousmane Dembélé ein Tor beisteuerte.
Und meinte, dass der BVB nach dem Erreichen des Achtelfinales in der Champions League und im DFB-Pokal nun auch in der Meisterschaft wieder im Rennen ist. Dank seines Top-Torjägers, der auf Dauer beim BVB nicht zu ersetzen ist. «Uns war und ist völlig klar, dass wir keines unserer Ziele ohne Auba erreichen können», urteilte Tuchel.
Nach der wegen diverser Länderspiele anstehenden Punktspiel-Pause kommt es am 19. November (18.30 Uhr) beim Gastspiel der Münchner zum Wiedersehen mit Robert Lewandowski. Der polnische Nationalspieler des FC Bayern hatte den bis dato letzten Viererpack für den BVB erzielt: Am 25. April 2013 beim legendären 4:1-Triumph gegen Real Madrid.
Fotocredits: Christian Charisius
(dpa)