Berlin – Der frühere Nationalmannschafts-Kapitän Michael Ballack sieht die Fußball-Bundesliga sportlich weit hinter dem englischen Fußball zurück.
«Die Premier League ist das Maß aller Dinge. Ich sehe einfach einen großen Qualitätsunterschied. Auch die Mannschaften hinter den Spitzenteams spielen dort unterhaltsamer», sagte der 41-Jährige in einem «Kicker»-Interview. Der 98-malige Nationalspieler bemängelte grundsätzlich: «Wir haben ein Qualitätsproblem. In Frankreich ist die Ausbildung im Moment anscheinend besser.»
«Athletik, System, das alles hat überhandgenommen bei den Profis, aber auch schon im Jugendbereich», erklärte Ballack, der einst auch beim FC Chelsea spielte. «Mit einer schwächeren Mannschaft, die sehr gut organisiert ist, kann man gegen stärkere Mannschaften bestehen. Somit liegt der Schwerpunkt ganz klar auf diesem mannschaftsorientierten Bereich.»
Zuvor hatte bereits Ex-Bayern-Profi Mehmet Scholl die so genannten Laptop-Trainer kritisiert («Sie sind nicht wirklich an den Menschen und den Fußballern interessiert»), bei denen der individuelle Spieler zu kurz käme.
Der frühere Bayern- und Leverkusen-Profi Ballack sieht auch die Vormachtstellung des Rekordmeisters aus München immer größer werden. «Vor ein paar Jahren haben wir gedacht, andere Clubs wie Dortmund könnten zumindest diese Lücke schließen, aber es scheint eher so, dass sie weiter auseinanderklafft.» Der Respekt vor dem FC Bayern sei oft zu groß: «Daher könnte man auch über strukturelle Veränderungen nachdenken.» Ballack selbst hat offenbar weiterhin keine große Ambitionen, in den Profifußball einzusteigen. «Eine Trainerlizenz zu erwerben, nur um sie zu haben, strebe ich nicht an», sagte der Vize-Weltmeister von 2002 und WM-Dritte von 2006.
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(dpa)