Würzburg – Es ist wahrlich kein gewöhnliches Wiedersehen für Dirk Bauermann und den FC Bayern.
Vor gut vier Jahren warfen die Münchner den ehemaligen Bundestrainer kurz vor Saisonbeginn überraschend raus, es folgte eine schonungslose Abrechnung von Clubchef Uli Hoeneß – am Samstag trifft Bauermann mit s. Oliver Würzburg erstmals wieder auf seinen Ex-Verein. «Ich würde sagen, ich habe den Kübel, der über mir ausgeschüttet wurde, gründlich abgewaschen. Da ist nichts mehr von übrig», sagt der 59-Jährige vor der Basketball-Bundesligapartie.
Vor allem die Vorwürfe von Hoeneß – falsche Trainingsdosierung, «Realitätsverlust» und ein katastrophales Verhältnis zum damaligen Sportdirektor Marko Pesic – sorgten für Unruhe vor dem zweiten Erstligajahr nach dem gemeinsamen Aufstieg. Er hege «da überhaupt keinen Groll mehr», erzählt Bauermann von klärenden Telefonaten mit Hoeneß. «Und wenn es diese letzten zwei Monate in München nicht gegeben hätte, wären mir solche grandiosen Erfahrungen wie in Vilnius, Wolgograd, Iran oder Polen nicht passiert.»
Nach Jahren der Wanderschaft übernahm Bauermann Ende des vergangenen Jahres die ambitionierten Würzburger – und genoss nach der Niederlage beim Kaltstart in Göttingen die Möglichkeit zu drei Wochen Trainingsarbeit. «Das war ein Geschenk der Basketball-Götter», sagt der neunmalige Meistertrainer über die ungewohnt lange Zeit ohne Pflichtspiele. Vor allem an der Defensive arbeitete der Verteidigungsspezialist mit seinem Team und erhielt im erfahrenen US-Aufbauprofi Mustafa Shakur und Flügelspieler Michael Cobbins wertvolle Neuverpflichtungen.
Auch die Münchner polsterten ihren Kader diese Woche mitten in der Saison noch einmal auf, holten Nationalcenter Maik Zirbes als Leihgabe von Maccabi Tel Aviv. «Eine Riesenverpflichtung» aus Sicht von Bauermann, ein «No-Brainer» für Bayern-Geschäftsführer Pesic. Auch wenn ein Einsatz des 2,07-Meter-Kolosses am Samstag wegen eines Fußproblems und mangelnden Trainings mit dem Team noch offen ist, versprechen sich die Bayern einiges von ihrem neuem Big Man. «Durch ihn bekommen wir noch mehr Rebounding, noch mehr Kraft, was uns vielleicht manchmal etwas gefehlt hat», sagt Pesic.
Der 40-Jährige erwartet angesichts der langen Pause einen top vorbereiteten Tabellen-14. aus Franken. «Egal, wer in Würzburg Trainer ist – das ist traditionell immer ein sehr schwieriges Auswärtsspiel. Dirk hat die letzten drei Wochen viel Zeit gehabt, die Mannschaft auf uns einzustellen», meint Pesic.
Vor allem die Beziehung des früheren Guards, dessen Vater Svetislav 2012 als Trainer-Dauerlösung folgte, zu Bauermann galt nach dem großen Knall als zerrüttet. Beim Meistertitel 2014 habe der Ex-Coach eine SMS geschrieben, berichtet Pesic. «Solche Geschichten gehören eben zum Sport. Dirk ist außerdem der Trainer, mit dem ich Vize-Europameister geworden bin – das vergesse ich nicht und wird uns immer verbinden.»
Fotocredits: Swen Pförtner
(dpa)