Leipzig – Jetzt soll auch der FC Bayern die Leipziger Offensivstärke zu spüren bekommen. Nach der perfekten Englische Woche mit neun Punkten aus drei Spielen ist das Selbstbewusstsein bei RB Leipzig so groß, dass die Kampfansagen an den deutschen Fußball-Rekordmeister mehr als deutlich sind.
«Wir wollen in München ein Feuerwerk abbrennen», sagte Leipzigs Mittelfeldmotor Marcel Sabitzer nach dem 1:0 (1:0)-Bundesligaerfolg gegen den VfB Stuttgart. Erst ein 3:2 gegen Dortmund, dann ein 3:2 gegen Porto in der Champions League und nun der Arbeitssieg gegen die Schwaben. Mit dem vierten Bundesliga-Erfolg in Serie machten die Sachsen vor den beiden Top-Duellen gegen die Bayern klar: Die Roten Bullen sind derzeit zur dritten Kraft hinter den Bayern und Dortmund aufgestiegen. Die Liga ist auch dank des Vize-Meisters so spannend wie lange nicht.
Den Flow der Leipziger soll nun der deutsche Meister zu spüren bekommen. Erst am Mittwoch zu Hause in der zweiten DFB-Pokalrunde und dann am Samstag in der Liga in München. Der Respekt bei Sabitzer & Co ist da, mehr aber auch nicht. Er freue sich riesig auf die Bayern-Woche, sagte Matchwinner Sabitzer. «Im Pokal will jeder weiterkommen, man will ja nicht früher in den Urlaub gehen. Von daher hauen wir alles raus», meinte der österreichische Nationalspieler. Auch Abwehrchef Willi Orban ist sich sicher: «Das wird ein Fußball-Fest für die Fans und ein Offensiv-Spektakel.»
Das Selbstvertrauen der Leipziger kommt nicht von ungefähr. Schon in ihrem zweiten Bundesliga-Jahr sind sie ein Top-Team, gewinnen mit spielerischer Klasse oder eben dreckig wie gegen die Schwaben. Das war ihnen in der Vorsaison noch nicht so gelungen wie ihr rasanter Tempo-Fußball. Aber auch das kann die Mannschaft von Coach Ralph Hasenhüttl mittlerweile – nicht schön spielen und gewinnen. RB steht in der Tabelle nach dem neunten Spieltag auf Rang drei – einen Punkt hinter Borussia Dortmund und dem FC Bayern München.
Die, die einen Einbruch des Sensations-Meisterschaftszweiten erwartet oder gar darauf gehofft hatten, sehen sich getäuscht. Nicht zuletzt, weil die Spieler Hasenhüttl und seinem Rotationsprinzip ohne Murren folgen. Ein Enfant terrible wie Naby Keita spielt mittlerweile mannschaftsdienstlicher. Neuzugänge wie Bruma, Kevin Kampl und Jean-Kevin Augustin sind integriert. Auch bei der Trainings- und Spielsteuerung wird nichts dem Zufall überlassen. Ernährung, Blutwerte, Körpercheck: Nur wer fit ist, spielt. Eine Wissenschaft für den Erfolg. Auch wenn das nicht immer jedem Spieler gefällt.
«Es kommen immer frische Leute und wir haben einen breiten Kader. Wir hoffen, dass wir in den kommenden Woche so weitermachen können», sagte Sabitzer. Er ist eine der Konstanten im RB-Team. Der Mittelfeldspieler sollte nach den anstrengenden 3:2-Siegen gegen den BVB und FC Porto eigentlich mit Blick auf die Bayern-Spiele pausieren. Aber weil Bruma kurzfristig ausfiel, musste er ran und spielte wie fast immer stark auf. «Auch wenn du müde bist, dann musst du da drüber gehen», sagte Sabitzer und steht damit exemplarisch für die Einstellung der Sachsen. Das Team steht über dem Einzelnen.
In der Vorsaison gab es für Leipzig gegen den Rekordmeister noch nichts zu holen. In München verlor RB 0:3, zu Hause hatte die Hasenhüttl-Elf den Favoriten am Rande der Niederlage, verlor dann aber noch 4:5. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir noch mal so ein Spektakel erleben wie letztes Jahr. Das war außergewöhnlich, obwohl es um nichts ging. Diesmal geht’s um viel. Wir wollen uns selbst beweisen, wie weit wir sind», sagte Hasenhüttl.
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(dpa)