München – Vor der Rückkehr in Europas Basketball-Königsklasse hat selbst Uli Hoeneß jede Menge Respekt.
«Wir dürfen nicht arrogant sein und glauben, der FC Bayern mischt da mal die Euroleague auf», sagte der Präsident der Münchner vor dem ersten Hauptrundenspiel am Donnerstag (20.30 Uhr) gegen Anadolu Efes Istanbul.
Deutscher Meister und Pokalsieger sind die Bayern, doch in den kommenden Monaten warten wie zuletzt vor drei Jahren Europas Schwergewichte. Dieses Mal sollen für das Team von Trainer Dejan Radonjic gegen ZSKA Moskau, Real Madrid oder Maccabi Tel Aviv mehr Siege her – und am besten auch der erste Viertelfinal-Einzug für ein deutsches Team überhaupt.
«Ich weiß, dass wir da sein werden, in den Euroleague-Finals, ich weiß das, ich kann es sehen», sagte Neuzugang Derrick Williams. Der 27-jährige Amerikaner spielte 428 Mal in der NBA, nun will er mit den Bayern Titel gewinnen. Am liebsten in der kräftezehrenden Euroleague – ein wohl (noch) zu ambitioniertes Ziel. 16 Teams sind dabei, spielen an 30 Spieltagen im Ligabetrieb je zweimal gegeneinander. Die besten Acht kommen ins Viertelfinale. «Ein erstes Ziel wäre es, vielleicht Achter zu werden, um in die nächste Runde einzugreifen. Das wäre schon ein großer Erfolg für das erste Jahr», sagte Hoeneß.
Eine Wildcard sichert dem deutschen Double-Gewinner schon die Starts auch in den beiden nächsten Euroleague-Spielzeiten. «Man wird schon mit anderen Augen angesehen als jemand, der Eurocup spielt», sagte Geschäftsführer Marko Pesic über den neuen Status. Ein sicherer Startplatz sei wichtig für die Entwicklung des Vereins, meinte auch Hoeneß: «Du kriegst bestimmte Spieler nur, wenn du in der Euroleague spielst. So ist das auch im Fußball mit der Champions League.»
Nur deswegen habe man zuletzt einen hochkarätigen Zugang wie Williams präsentieren können. 2017 kämpfte der Flügelspieler noch an der Seite von Weltstar LeBron James bei den Cleveland Cavaliers um den NBA-Titel und musste sich den Golden State Warriors am Ende mit 1:4 geschlagen geben. Gegen den 13-maligen türkischen Meister Istanbul mit dem deutschen Nationalspieler Tibor Pleiß könnte er nun sein Debüt geben. «Ich erwarte, dass wir viel gewinnen», sagte Williams vor seiner ersten Europa-Saison. «Es wird nie langweilig, zu gewinnen. Das habe ich bei den Cavaliers gelernt.»
Während sich der neue Star der Bundesliga euphorisch präsentiert, sind die Club-Verantwortlich deutlich zurückhaltender. Hoeneß und Pesic wissen, dass es stärkere und finanzkräftigere Teams gibt, die den Ligabetrieb im eigenen Land vernachlässigen, um auf der großen Bühne der Euroleague zu glänzen. Die in der Bundesliga zuletzt dominierenden Bayern werden diesem Beispiel nicht folgen. «Wichtig ist, bei aller Euroleague-Euphorie nicht zu vergessen, dass wir unbedingt deutscher Meister werden wollen», sagte Hoeneß: «Wir müssen reinschnuppern und sehen, wo wir stehen.»
Wie hart es wird, zeigt der Spielplan. Schon in der kommenden Woche geht es am Dienstag gegen den griechischen Topclub Panathinaikos Athen und nur zwei Tage später zum FC Barcelona. Trainer Radonjic beschäftigt sich zunächst jedoch nur mit Istanbul. «Sie werden meiner Meinung nach klar zu den Playoff-Kandidaten gehören. Ich erwarte von uns einfach, dass wir unser Bestes geben und wettbewerbsfähig sind; dann schauen wir, was dabei rauskommt», sagte der 48-Jährige.
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(dpa)