Marbella – Hans-Joachim Watzke schien glänzender Laune. Nach eher ernüchternden Wochen vor dem Jahreswechsel wirkte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund zum Start in die Vorbereitung auf die Rückrunde zuversichtlich wie lange nicht.
«Ich habe positive Erwartungen, weil wir wieder eine Reihe mehr Spieler dabei haben», sagte Watzke beim Abflug der Mannschaft in das Trainingslager an der andalusischen Sonnenküste. En passant erinnerte er die Profis an das Saisonziel: «Wir wollen wieder die direkte Champions-League-Qualifikation – idealerweise als Vizemeister.»
Nach zwischenzeitlich acht Bundesligaspielen in Serie ohne Sieg und der Trennung von Trainer Peter Bosz versucht die Borussia einen Neustart. «Es ist wichtig, dass der neue Trainer Peter Stöger jetzt die Möglichkeit hat, die Mannschaft näher kennenzulernen und richtige Trainingseinheiten machen zu können», kommentierte Watzke voller Hoffnung auf einen positiven Effekt des Trainerwechsels.
Anders als während der Terminhatz in den wenigen Tagen nach seinem Amtsantritt kurz vor der Winterpause mit zwei Bundesligasiegen in Mainz (2:0) und gegen Hoffenheim (2:1) sowie der Pokalniederlage beim FC Bayern (1:2) kann Stöger in den sechs Tagen in Marbella am Feinschliff arbeiten. Der Österreicher deutete mit Bezug auf die hohe Zahl an Gegentoren an, welche Schwerpunkte er setzen will: «Die Mannschaft will eine gesunde Mischung aus dem, was sie schon hat, und dem, was wir uns als defensive Absicherung vorstellen.»
Die Rückkehr diverser Rekonvaleszenten könnte ihm die Arbeit erleichtern. In Marco Reus, Mario Götze, Gonzalo Castro und Lukasz Piszczek waren zuletzt vier schmerzlich verletzte Profis mit an Bord der Maschine, die am Mittwoch bei stürmischem Regenwetter vom Dortmunder Flughafen abhob und knapp drei Stunden später bei 20 Grad und Sonnenschein in Malaga landete.
Vor allem mit der fortschreitenden Genesung von Angreifer Reus ist beim BVB die Hoffnung auf mehr Durchschlagskraft verbunden. Der 28 Jahre alte Nationalspieler, der sich im vergangenen Mai beim Pokalfinale gegen Frankfurt einen Kreuzbandriss zugezogen hatte, scheint weiter zu sein als erwartet. Am Mittwochabend absolvierte er die erste Einheit ohne Probleme fast komplett mit der Mannschaft. «Auch mir hat es gefallen, was ich gesehen habe», sagte Trainer Stöger. «Aber er wird noch eine Weile brauchen.» Reus‘ Rückkehr in das Team ist eigentlich erst für Februar vorgesehen.
Dass Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang an den ersten beiden Trainingstagen fehlen wird, weil er am Donnerstagabend bei der Preisverleihung für die besten afrikanischen Fußballer des Jahres dabei ist, kann Stöger locker verschmerzen: «Wenn Europas beste Fußballer gekürt werden, sind sie bei der Feier auch dabei. Deshalb ist das kein Problem», sagte er.
Dass neue Profis bereits in Spanien dazukommen, erscheint unwahrscheinlich. Allerdings arbeitet BVB-Sportdirektor Michael Zorc laut Medienberichten an einer Verstärkung des Kaders. Auf der Einkaufsliste sollen Abwehrspieler Manuel Akanji (Basel) und der einstige Borusse Henrich Mchitarjan (Manchester United) stehen. Forderungen von Stöger nach einer Aufbesserung des Kaders gibt es jedoch nicht: «Das ist nicht so entscheidend für mich. Qualität ist genug da.»
Ob seine Mannschaft die erhofften Fortschritte macht, kann der Coach vor allem in den zwei Testspielen während des Trainingslagers erkennen. Die erste Partie wird am 6. Januar um 17.00 Uhr gegen den Zweitliga-Tabellenführer Fortuna Düsseldorf angepfiffen. Zwei Tage später trifft der BVB auf Belgiens Pokalsieger SV Zulte Waregem (16.00 Uhr).
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(dpa)