Götzis – Mit dem besten Siebenkampf ihres Lebens ist die Frankfurterin Carolin Schäfer endgültig in die Weltspitze vorgestoßen. Die Olympia-Fünfte feierte beim Traditions-Meeting im österreichischen Götzis mit dem persönlichen Rekord von 6836 Punkten den zweiten Platz.
Im Zehnkampf knackten Rico Freimuth (Halle/Saale) als Dritter mit 8365 Zählern und der Ulmer Mathias Brugger als Sechster (8294) ebenfalls die Norm für die Leichtathletik-WM im August in London. «König der Athleten» war im Möslestadion Damian Warner aus Kanada, der zum dritten Mal nach 2013 und 2016 in Götzis durchsetzte. Der Vize-Weltmeister setzte sich mit 8591 Punkten vor dem Niederländer Eelco Sintnicolaas (8539) durch.
Schäfer musste sich nur Olympiasiegerin Nafissatou Thiam aus Belgien geschlagen geben, die mit 7013 Punkten den viertbesten Siebenkampf der Leichtathletik-Geschichte zeigte. Laura Ikauniece-Admidiņa aus Lettland wurde Dritte (6580). Schäfer war schon nach einem perfekten ersten Tag überglücklich. «Mir fehlen die Worte. Manchmal läuft’s einfach. Das war heute ein Wettkampf im Flow», sagte sie.
Die 25-Jährige stellte eine persönliche Bestleistung nach der anderen auf: 13,09 Sekunden über 100 Meter Hürden, 1,86 Meter im Hochsprung, 14,76 Meter im Kugelstoßen, 23,36 Sekunden über 200 Meter, 6,57 Meter nach zuvor zwei ungültigen Versuchen im Weitsprung. Im Speerwurf setzte sich Thiam mit dem Landesrekord von 59,32 Metern vor dem 800-Meter-Lauf entscheidend ab.
Nach dem Rücktritt der London-Olympiasiegerin und dreifachen Weltmeisterin Jessica Ennis-Hill (Großbritannien) sowie der zweimaligen Vize-Weltmeisterin Brianne Theisen-Eaton (Kanada) hat Schäfer die Gunst der Stunde jedenfalls genutzt. Bei der WM peilt sie nun ihre erste internationale Medaille an. Zum deutschen Rekord von Ex-Weltmeisterin Sabine Braun fehlen allerdings noch einige Punkte: Die Wattenscheiderin war 1992 in Götzis auf 6985 gekommen.
Auch Schäfers Clubkollegin Claudia Salman-Rath überzeugte im Mehrkampf-Mekka: Mit der persönliche Bestmarke von 6815 Zählern landete die 31-Jährige auf Rang fünf. Im Weitsprung gelang ihr mit 6,86 Metern nicht nur die Tagesbestweite, sie schaffte damit sogar die WM-Norm für die Spezialistinnen in der Sandgrube. Die Leverkusenerin Jennifer Oeser musste wegen Rückenbeschwerden aufgeben und hofft nun auf ihre zweite Chance am 24./25. Juni in Ratingen.
Dort wollen sich auch zwei Zehnkampf-Asse für die WM qualifizieren: Der Olympia-Vierte Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) fehlte wegen einer Sprunggelenkverletzung in Götzis ebenso wie der erkrankte Routinier Arthur Abele aus Ulm.
Dafür kehrte Rico Freimuth nach einem Seuchenjahr mit drei abgebrochenen Wettkämpfen, unter anderem bei den Sommerspielen in Rio de Janeiro, zurück an die internationale Spitze. «Ich war extrem nervös, gerade wegen letztes Jahr», sagte er. Auch im Zehnkampf werden die Karten neu gemischt: Ashton Eaton (USA), der Weltrekordler und Olympiasieger von 2012 und 2016, hatte seine Karriere im Vorjahr beendet.
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(dpa)