Berlin – Die DESG-Präsidentin Stefanie Teeuwen hat die Kritik von Olympiasiegerin Claudia Pechstein an der Situation in der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft zurückgewiesen.
«Ich habe mich darüber geärgert, denn sie weiß, dass sie mit ihren Anliegen immer zu uns kommen kann», sagte Teeuwen der Deutschen Presse-Agentur. «Ich kenne Claudia seit dem Junioren-Alter und habe überhaupt nichts gegen sie. Aber sie braucht solche Kritik, um sich selbst zu motivieren», sagte die Verbandschefin. Sie habe inzwischen mit ihr gesprochen.
Pechstein hatte sich über die schlechten Rahmenbedingungen beklagt. «Wenn du nicht mal weißt, wann du wo trainieren kannst, wer mit dabei sein darf und wo man welche Leistungen nutzen kann, dann wird es extrem schwierig, sich ein eigenes Trainingsumfeld zu schaffen», hatte sie gesagt und bekräftigt: «Ich kann nichts zum Verband sagen. Denn es gibt über diesen Verband nichts mehr zu sagen.»
Inzwischen scheint etwas Struktur in die Führungsetagen der DESG zu kommen. Nach den deutschen Meisterschaften wurde durch Matthias Kulik der sieben Monate vakante Posten des Sportdirektors endlich besetzt. «Wir haben uns die Zeit gegeben», begründete Teeuwen die lange Ungewissheit nach der Trennung von Robert Bartko. Der Berliner hatte nach den enttäuschenden Spielen in Pyeongchang den Verband verlassen. Laut Teeuwen habe man nach externen und internen Bewerbungen mit drei Bewerbern in der engeren Wahl Zweitgespräche geführt.
Die Erwartungen sind hoch an den Neuen, der seit 2008 für die DESG als Shorttrack-Verantwortlicher arbeitete. «Die bisherige Ausrichtung unter Robert Bartko und Jan van Veen war nicht schlecht. Viele dieser Ansätze werden nun weiter geführt», sagte Teeuwen. Die internen Normen sollen weiterhin hoch und anspruchsvoll bleiben. Und auch die Gewinnung von talentiertem Nachwuchs wird künftig im Fokus stehen.
Die lange Sprachlosigkeit begründete Teeuwen mit «ständigem Auf und Ab» in den vergangenen Monaten. «Vor allem die Beantwortung des Fragebogens der PotAS-Kommission hat uns sehr beschäftigt und war zeitintensiv, es gab Verzögerungen.» Durch personelle und zeitliche Entwicklungen habe man unter Druck gestanden. «Und wir hatten uns vorgenommen, erstmal Ruhe hereinzubekommen», sagte sie, räumte aber ein: «Wir haben es versäumt, unsere Arbeit zu kommunizieren.»
Grundsätzlich positiv beurteilt die Präsidentin das Strukturgespräch im DOSB am 5. September. «Klar ist, wir befinden uns mitten im Umstrukturierungsprozess. Natürlich sind die Gelder, die wir ab 1. Januar erwarten können, nicht mehr vergleichbar mit denen von vor zehn Jahren.» Der Verband müsse «einiges optimieren».
Zuvor habe man 151 Fragen unter anderem zum Leistungsstand des Verbandes beantworten müssen. Den Ergebnissen der Winterspiele 2018 wurde im Potenzialanalyse-System (PotAS) ein hoher Stellenwert eingeräumt. «Und wir waren da nicht gut. Also müssen wir mit den Konsequenzen leben. Alles ist nachvollziehbar aufgrund der Leistungen», bekannte die ehrenamtliche Chefin. Auf Details, wo nun die Sparzwänge am ehesten greifen, wollte sie aber nicht eingehen.
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(dpa)