Patras – Die NBA-Stars um Dennis Schröder sind zum Zuschauen gezwungen, das WM-Ticket für 2019 ist schon gelöst – doch trotzdem nimmt Bundestrainer Henrik Rödl die letzten Basketball-Länderspiele des Jahres äußerst ernst.
«Ich gewinne sehr viel lieber, als dass ich verliere», sagte Rödl vor dem Härtetest am Freitag (18.00 Uhr) in Griechenland und drei Tage später in Ludwigsburg gegen Außenseiter Estland: «Die Situation sollte uns nur beflügeln. Es gibt keine Frage der Motivation in diesem Team.»
In der WM-Qualifikation hat die Auswahl des Deutschen Basketball Bunds bislang alle acht Spiele gewonnen, genau wie Ex-Europameister Griechenland. In Patras, rund 200 Kilometer östlich von Athen, geht es nun um den Gruppensieg. Dieser ist von großer Bedeutung, denn die Topteams verdienen sich die beste Ausgangsposition für die WM. Will Rödl bei der Endrunde vom 31. August bis 15. September 2019 in China zunächst möglichst leichte Gegner haben, müssen Siege her, um den Schwergewichten bei der Auslosung vorerst aus dem Weg zu gehen.
Allerdings fehlen erneut die Leistungsträger. Die nordamerikanische Profiliga NBA gibt ihre Spieler während der Saison nicht frei, auch die europäische Königsklasse Euroleague und der Weltverband FIBA fanden noch keine einvernehmliche Lösung im Dauerstreit um die Abstellungen. Deswegen fehlen neben Schröder, Maximilian Kleber oder Daniel Theis auch die Profis des deutschen Meisters Bayern München.
Die WM-Quali läuft seit November 2017 in sogenannten Fenstern. Viermal pro Jahr – auch zweimal während der Spielzeit – werden die Nationalteams zusammengezogen. Sehr zum Ärger vieler Clubs in ganz Europa. «Wir werden bestraft, weil wir Nationalspieler haben», hatte Trainer Mladen Drijencic von den EWE Baskets Oldenburg vor der Saison gesagt. Manager Gunnar Wöbke von den Fraport Skyliners nannte den Alleingang des Weltverbandes FIBA zur Einführung der aktuellen Fenster bereits «einen Schritt zurück in die Steinzeit».
Für Rödl bietet die Situation allerdings auch Chancen. Denn momentan gibt es in Deutschland so viele Talente wie vielleicht nie zuvor. «Wir sind in der besonders guten Lage mit acht Siegen aus acht Spielen, dass wir aus der Not eine Tugend machen können und die Möglichkeit haben, jungen Spielern mit kurz- oder mittelfristiger Perspektive für die A-Nationalmannschaft eine Chance zu geben», sagte der Ex-Profi, der bislang noch kein Pflichtspiel verloren hat.
In Philipp Herkenhoff (Rasta Vechta), Kostja Mushidi (Bemax/Serbien), Tim Schneider (ALBA Berlin) und Sid-Marlon Theis (Science City Jena) stehen gleich vier Spieler vor ihren Debüts im DBB-Trikot. Angeführt wird das Team von Kapitän Robin Benzing von Besiktats Istanbul, der mit 134 Länderspielen der mit Abstand erfahrenste Akteur ist.
«Wir versuchen, eine Mannschaft zu bauen, die die Chance hat, bei der Weltmeisterschaft gut auszusehen», sagte Rödl. Die Situation biete «für den ein oder anderen jungen Spieler die Chance, zu spielen». Aber es gehe nicht darum, «jetzt daraus Trainingsspiele zu machen. Das sind ganz ernsthafte Pflichtspiele für uns, bei denen wir uns so gut wie möglich präsentieren wollen».
Leichter als gegen Griechenland dürfte es am Montag (20.00 Uhr) im letzten Heimspiel des Jahres gegen den Gruppenletzten Estland werden.
Fotocredits: Swen Pförtner
(dpa)