Frankfurt/Main – Das ernüchternde Erstrunden-Aus gegen Belgien bekam Boris Becker nicht mehr in der Halle mit. In Zukunft könnte Deutschlands Tennis-Idol aber wieder eine größere Rolle im Davis-Cup-Team spielen.
Er führe mit den Verantwortlichen Gespräche, sagte Becker am Samstag beim Ball des Sports in Wiesbaden. «Das ehrt mich erstmal. Das ist aber noch nicht zu Ende diskutiert, was das genau ist», sagte Becker im ZDF-Sportstudio.
Am Samstag hatte Becker der deutschen Mannschaft in Frankfurt am Main einen Besuch abgestattet und das historische Brüder-Doppel der beiden Zverevs wie selbstverständlich in der Teambox verfolgt. Becker und der Deutsche Tennis Bund – geht da in Zukunft wieder etwas?
Der dreimalige Wimbledonsieger hatte bis Ende des vergangenen Jahres drei Jahre lang sehr erfolgreich den langjährigen serbischen Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic trainiert. Seit dem Ende der Zusammenarbeit ist er frei für neue Aufgaben. «Ich fände es gut, wenn er Lust dazu hat», sagte Deutschlands Spitzenspieler Alexander Zverev, der das Spitzeneinzel gegen die belgische Nummer eins Steve Darcis mit 6:2, 4:6, 4:6, 6:7 (8:10) verlor und damit das unnötige Aus gegen eine ersatzgeschwächte belgische Mannschaft besiegelte.
Dass sein Bruder Mischa danach auch noch mit 5:7, 1:6 gegen Ruben Bemelmans verlor, war am Ende egal, passte aber in das aus deutscher Sicht völlig verkorkste Wochenende. «Irgendwie ist von Anfang an alles schief gelaufen», sagte Teamchef Michael Kohlmann.
Kohlmann hatte von den Spekulationen um Becker noch gar nichts mitbekommen. «Da lag ich schon im Bett», sagte er zu den Aussagen von Becker im ZDF-Sportstudio. «Wenn er seine Hilfe anbietet, wäre der DTB schlecht beraten, ihn nicht irgendwie mit einzubeziehen.»
Das sehen die Verantwortlichen genauso. Öffentlich hielten sich die Verbandsfunktionäre zurück. «Der Deutsche Tennis Bund ist grundsätzlich immer an der Expertise von Boris Becker interessiert», sagte DTB-Vize Dirk Hordorff lediglich. Aber natürlich ist der DTB stark interessiert, wenn Becker wirklich bereit ist.
Allerdings gab es bislang noch keine konkreten Verhandlungen mit Becker, der 49-Jährige muss auch erst selbst für sich entscheiden, was er in Zukunft machen will. Nach drei sehr erfolgreichen Jahren mit Djokovic machte er zuletzt als TV-Experte bei Eurosport während der Australian Open eine sehr gute Figur.
Davon war die aktuelle Tennis-Generation gegen Belgien meilenweit entfernt. Die viel beschworene Aufbruchstimmung bei den deutschen Herren ist durch das Ausscheiden schon wieder vorbei. Statt Viertelfinale im April heißt es Relegation im September. «Das tut verdammt weh, dass wir diesen Schwung nicht mitnehmen konnten», sagte Sportdirektor Klaus Eberhard.
«Das ganze Wochenende ist irgendwie schlecht für uns gelaufen. Nach dem ersten Tag hätten wir auch 2:0 führen können, auch im Doppel war ein Sieg drin. Jetzt steht es 1:3 und wir müssen in die Relegation, das ist sehr schade», sagte Zverev, der am Freitag den einzigen Punkt geholt hatte.
Aber auch der 19 Jahre alte Shootingstar zahlte an diesem «ernüchternden Wochenende» (Kohlmann) jede Menge Lehrgeld. Zwar ließ er immer wieder sein Können aufblitzen, allerdings fehlte es der deutschen Nummer eins noch an Konstanz. Was Becker ihm noch beibringen könne, sollte er noch sagen. «Das müssen sie ihn fragen», antwortete Zverev. Vielleicht hat er bald schon selbst öfters die Gelegenheit das zu tun.
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(dpa)