Brisbane – Das frühe Australian-Open-Scheitern ist verdrängt, eine zweite Enttäuschung will sich Alexander Zverev Down Under aber unbedingt ersparen.
War das erste große Turnier der Saison für Deutschlands neuen Tennis-Frontmann schon nach der dritten Runde vorbei, so soll im Davis Cup die Auftakthürde nicht gleich wieder Endstation sein für den DTB und seinen Chefberater Boris Becker.
Der dreimalige Wimbledonsieger stand auch am Mittwoch wieder im weißen Deutschland-T-Shirt und dem Schläger in der Hand auf dem Platz. Er gestikulierte und korrigierte in der Pat-Rafter-Arena von Brisbane, seine eigenen Bälle allerdings landeten deutlich häufiger im Netz als früher. «So einen Mann wie Boris im Team zu haben, kann nur helfen», sagte Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann zwischen zwei Trainingseinheiten bei tropisch-drückenden Temperaturen.
Becker ist bei jeder Übungsstunde dabei, er tauscht sich mit Kohlmann und Zverevs Vater Alexander senior aus oder kümmert sich auch mal im Hotel um Gesellschaftsspiele. So richtig greifbar ist das alles nicht, was Becker jetzt genau als Head of Men’s Tennis in einer Davis-Cup-Woche vollbringt, aber seine Premiere im Abstiegs-Playoff in Portugal im vergangenen September endete immerhin mit einem Sieg.
Eine erneute Relegationspartie will die Auswahl des Deutschen Tennis Bundes in diesem Jahr jedoch unbedingt vermeiden. «Wir haben uns mehr vorgenommen als in den letzten drei Jahren», sagte Kohlmann. Heißt: erstmals seit 2014 wieder ins Viertelfinale und nicht in den Playoffs vor dem Abstieg aus der Weltgruppe der besten 16 Nationen zittern.
Auch Zverev hatte angekündigt, in dieser Saison «entweder sehr, sehr weit zu kommen im Davis Cup oder das ganze Ding sogar zu gewinnen». Vor dem Erstrunden-Duell mit Gastgeber Australien am Wochenende äußerten sich die Spieler nicht mehr öffentlich, Einzel-Interviews waren nicht vorgesehen. Erst bei der Auslosung in der Nacht auf Donnerstag (2.30 Uhr MEZ) stand für Zverev, Jan-Lennard Struff, Peter Gojowczyk und Tim Pütz auf dem Podium wieder ein offizieller Termin an. Nichts sollte das DTB-Quartett vor der schweren Auswärtsprüfung ablenken oder von der Konzentration auf das Wesentliche abhalten.
Auch wenn die Australier mit ihrem Spitzenmann Nick Kyrgios und dem 18 Jahre alten Top-Talent Alex De Minaur aufgrund des Heimvorteils als favorisiert gelten, könnte genau darin die Chance für das deutsche Team liegen. Vor dem Auftakt mit den zwei Einzeln am Freitag (03.00 Uhr MEZ), dem Doppel am Samstag (04.00 Uhr) und den abschließenden Einzeln am Sonntag (03.00 Uhr) rechnete Kohlmann jedenfalls vor: «Wir müssen beide Einzel gegen die australische Nummer zwei gewinnen und dann noch ein anderes Match. Im Doppel wird es schwierig, da sind sie sehr stark, egal, wer spielt.»
Sehr viel wird also vom 20 Jahre alten Zverev abhängen. «Auf ihm lastet viel Druck, die Erwartungen an ihn sind hoch», sagte der australische Teamchef Lleyton Hewitt. Sein Kollege Kohlmann weiß das genau. Er sagt aber auch: «Sascha ist heiß und kommuniziert das auch an die anderen. Er hat einen hohen Anspruch, auch beim Davis Cup.»
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(dpa)