Berlin – Diskus-Ass Nadine Müller hat die Konkurrenz überrascht und sich mit 32 Jahren bei der Leichtathletik-EM in Berlin noch einmal Silber erkämpft.
Die Sportsoldatin vom SV Halle/Saale musste sich im Olympiastadion mit 63,00 Metern nur der überragenden Kroatin Sandra Perkovic geschlagen geben, die ein weiteres Kapitel Leichtathletik-Geschichte schrieb: Mit 67,62 Metern gewann sie ihre fünfte Goldmedaille seit 2010 in Serie – so einen Coup gab es bei Europameisterschaften seit der Premiere 1936 auch bei den Männern noch nie.
«Es ist Silber geworden, ich bin super happy, die Hütte war voll», sagte Nadine Müller im ZDF und bedankte sich damit auch bei den 60 500 begeisterten Zuschauern. Das starke Teamergebnis rundete die Mannheimerin Shanice Craft mit Bronze (62,46 Meter) ab.
Die Neubrandenburgerin Claudine Vita verpasste als Vierte Edelmetall nur knapp. «Für Claudine tut es mir natürlich leid», sagte Craft. Die EM-Zweite und Craft gewannen die Medaillen Nr. 25 und 26 für deutsche Diskuswerferinnen in der EM-Historie seit 1934. Die frühere Schwimmerin Shanice Craft sorgte außerdem für einen eher seltenen Hattrick: Nach 2014 und 2016 gewann die 25-Jährige zum dritten Mal EM-Bronze.
«Wir haben gewusst, Sandra ist heute nicht zu schlagen», sagte Müllers Heimtrainer René Sack. Nach drei der sechs Finaldurchgänge lag nicht die Top-Favoritin Perkovic, sondern überraschend Müller vorn. Mit 63,00 Metern aus dem zweiten Versuch führte die drittälteste von zwölf Finalistinnen.
«Neues von Supermülli» lautet der Slogan auf ihrer Homepage – und auch die Zuschauer im Olympiastadion erlebten mal wieder eine ganz neue Nadine Müller. Doch die 28 Jahre alte Kroatin, die eine Bestleistung von 71,41 Metern hat, konterte im fünften Durchgang nervenstark und verhinderte den ganz großen Coup der Deutschen.
Nadine Müllers größte Erfolge waren WM-Silber 2011 und -Bronze 2015. Bei Europameisterschaften gab es schon 2012 in Helsinki Silber. Seit 2009 trainiert die großgewachsene Müller bei René Sack. Ihre persönliche Bestleistung von 68,98 Metern stammt aus dem Jahr 2012.
«Wir sind eine coole Truppe, pushen uns gegenseitig», schilderte sie den Teamgeist unter den deutschen Diskusfrauen. Musik, Kochen, Zocken an der Spielkonsole und Chillen gibt sie als ihre Hobbys an. Seit 2002 ist Müller bei der Bundespolizei. Privat hat sie ihr Glück gefunden: Am letzten Tag des Jahres 2013 heiratete sie im sächsischen Zwenkau ihre vier Jahre ältere Lebensgefährtin Sabine.
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(dpa)