Melbourne – Tennis-Dominator Novak Djokovic feierte mit den euphorischen serbischen Fans und will sich nicht mit seinem Australian-Open-Rekordsieg zufriedengeben.
Nur ein Triumph bei den French Open trennt den wiedererstarkten Serben nach der Machtdemonstration von Melbourne davon, zum zweiten Mal alle vier Grand-Slam-Titel zur gleichen Zeit in seinen Besitz zu bringen.
«Dies war definitiv eines der besten Matches, wenn nicht das beste Match von mir in einem Grand-Slam-Finale», stellte der 31 Jahre alte Weltranglisten-Erste nach dem 6:3, 6:2, 6:3 über den chancenlosen Nadal am Sonntag fest. Als Erster gewann er zum siebten Mal in Australien, 15 Grand-Slam-Titel hat er nun und ist vor dem Amerikaner Pete Sampras (14) die alleinige Nummer drei, nur der Schweizer Roger Federer (20) und Nadal (17) liegen vor ihm. «Ich muss mir bewusst machen, was das bedeutet – gleichzeitig will ich weitermachen», sagte er.
Während Djokovic draußen unter lautem Jubel einen Triumphzug absolvierte, schüttelte Nadal nur ein paar Meter entfernt nach seiner klarsten Niederlage in einem Grand-Slam-Finale immer wieder den Kopf und suchte nach Erklärungen. «Natürlich hat er fantastisch gespielt. Ich war nicht in der Lage, dieses Besondere zu bringen», sagte der 32-Jährige, dem womöglich zuvor die Herausforderungen fehlten, um Djokovic auf Augenhöhe zu begegnen. Nervöser als sonst sei er nicht gewesen, Djokovic habe ihn zu sehr unter Druck gesetzt, sagte Nadal.
So erhielt Djokovic nach dem erstaunlich leichten Final-Erfolg im Gigantenduell den Norman Brooks Challenge Cup aus den Händen von Alexander Zverevs Coach Ivan Lendl. Nach seiner Ellenbogenoperation und den anschließenden Erfolgen in Wimbledon und bei den US Open war es der dritte Triumph in Serie für den wiedererstarkten früheren Schützling von Boris Becker. «Ich hatte die Operation genau vor zwölf Monaten. Hier zu stehen mit dieser Trophäe und drei von vier Slams zu gewinnen, ist großartig. Ich bin sprachlos», meinte er.
Nadal habe nicht die Mittel und die Strategie gefunden, sagte Becker bei Eurosport. «Es ist frustrierend für ihn, so vom Platz geschossen zu werden. Djokovic hat die meisten Grand Slams auf Hartplatz gewonnen. Hier fühlt er sich zuhause und kann immer sein bestes Tennis spielen.»
Der Frage von Ex-Profi Jim Courier, ob er nun auch Anfang Juni zum zweiten Mal auf Sand in Paris gewinnen könne, wich Djokovic aber aus – zumal der elfmalige Champion Nadal dort genau das wird verhindern wollen. Seit seinem einzigen Australien-Sieg vor zehn Jahren verlor er dort nun zum vierten Mal ein Finale. Er blieb erstmals ohne Satzgewinn in einem Grand-Slam-Endspiel. Allerdings war es seit den US Open wegen verschiedener Verletzungen auch sein erstes Turnier.
Vor den 15.000 erwartungsfrohen Zuschauern in der Rod-Laver-Arena wirkte Nadal nach zwei Tagen Pause seltsam lethargisch. Nicht er diktierte die Partie mit seiner gefürchteten Linkshänder-Vorhand, sondern Djokovic, der kaum Fehler machte und beim eigenen Aufschlag nur ganz selten in Bedrängnis geriet. So verlief die Revanche für das fast sechsstündige Finale 2012 von Beginn an unerwartet einseitig. Das achte Grand-Slam-Finale zwischen den derzeit besten Tennisprofis dauerte nur 2:04 Stunden, dann machte Djokovic seinen 28. Sieg im 53. Duell gegen den Weltranglisten-Zeiten perfekt.
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(dpa)