München – Hürdensprinterin Pamela Dutkiewicz hat in den vergangenen Wochen sogar ein Corona-Tagebuch geführt.
«Es hat sich ja fast stündlich etwas geändert, und ich dachte mir: Was für eine verrückte Zeit! Ich konnte das eine nicht verdauen, da war das andere schon da», sagte die Weltklasse-Leichtathletin in einem Interview der «Süddeutschen Zeitung». In ihrem Tagebuch wollte sie alles mal aufarbeiten, erklärte die 28-Jährige vom TV Wattenscheid 01.
«Die schwierigste Phase war für mich Mitte März: als schon viele Veranstaltungen abgesagt waren, an der Austragung der Olympischen Spiele aber festgehalten wurde», schilderte Dutkiewicz. «Und ich konnte nicht trainieren.» Derzeit sei ihre Form irgendwo zwischen Freizeit-Modus und Top-Athletin, meinte die WM-Dritte von 2017 über 100 Meter Hürden. «Wenn ich das in Zahlen ausdrücken müsste, wäre ich sicherlich nur bei 50 Prozent. Eine halbe Spitzensportlerin also», sagte die EM-Zweite von 2018.
Auch für sie sei das derzeit eine absurde Situation. «Wir wussten: Hier ist ein Virus im Land, alle waren verunsichert. Und wir rennen durch den Park. Mich hat das irgendwann auch wahnsinnig gemacht, weil man bei der heutigen, digitalen Vernetzung genau verfolgen kann, was die Konkurrenz macht», erklärte die Hürdensprinterin. «Da konnte man schon regional gewaltige Unterschiede sehen.»
Dennoch habe sie großes Glück mit ihrem Trainingsumfeld. «Ich kann auf Physiotherapie zurückgreifen, ins Stadion gehen und in den Kraftraum», sagte Dutkiewicz. «Daher geht es mir viel besser als vor ein paar Wochen. Aber wir Sportler leben natürlich für die Wettkämpfe. Wenn die wegbrechen, wie jetzt, bricht ein Teil vom Sportler weg.» Ein Motivations-Tief spüre sie gar nicht, «aber das ist auch nicht meine Art. Da ist die Lust, die Gier, vielleicht sogar ein bisschen die Sucht nach diesem Sport zu groß.»
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(dpa)