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Einigung mit 24 Jahren Verspätung? – Wenger und die Bayern

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München – Wie kriegt man den FC Bayern München wieder in die Spur? Mit dieser Frage hat sich Arsène Wenger schon einmal vor anderthalb Monaten beschäftigt.

Mitte Oktober, das Abschiedsspiel von Per Mertesacker in Hannover, nach seinem eigenen Abschied nach fast 22 Jahren beim FC Arsenal hat Wenger jetzt für so etwas Zeit. Der 69-Jährige wirkt sehr drahtig, gut erholt und aufgeräumt, er wird in Hannover auch zur damals schon latenten Krise des FC Bayern befragt. «Ich bin wie viele in Deutschland etwas überrascht über diese Situation», sagt Wenger dazu. «Das Wichtigste ist jetzt, dass man innerhalb des Vereins Ruhe und Stabilität behält.»

Nur wenige Wochen später ist klar: Das mit der Ruhe und Stabilität hat der deutsche Rekordmeister nicht hinbekommen. Spätestens seit dem 3:3 gegen Aufsteiger Düsseldorf glaubt kaum jemand mehr daran, dass der erst im Sommer verpflichtete Niko Kovac noch lange Trainer der Bayern sein wird. Aus einer Reihe von Gründen ist Arsène Wenger ein möglicher, wenn nicht sogar der naheliegendste Kandidat auf seine Nachfolge. Der Name des Franzosen falle «intern immer häufiger», schrieb die «Bild»-Zeitung am Montag.

Wenger ist im Elsass aufgewachsen und spricht deshalb perfekt Deutsch. In England hat er auf höchstem Niveau mit dem FC Arsenal zehn Titel geholt und noch mehr Stars der Kategorie Thierry Henry, Dennis Bergkamp oder Robin van Persie entwickelt. Noch wichtiger ist aber: Wenger will unbedingt wieder als Trainer arbeiten («Ich liebe den Wettbewerb»). Und die Münchner wollten ihn im Laufe der Jahre schon mindestens einmal genauso unbedingt haben (1994).

«Es ist leider nicht zustande gekommen damals», erzählte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge erst im März 2017 nach einem der vielen Champions-League-Duelle zwischen dem FC Bayern und dem FC Arsenal. Und fügte noch hinzu: «Ich habe persönlich ein sehr gutes Verhältnis zu Arsène Wenger, den ich sehr schätze seit langer, langer Zeit.»

Diese Aussage ist umso bemerkenswerter, wenn man sie in ihrem zeitlichen Kontext sieht. Denn im März 2017 fanden sich im Fußball-Business nicht mehr allzu viele, die sich derart lobend über Wenger äußerten. Es war die Zeit, in der sein letzter Meistertitel in England schon 13 Jahre zurücklag und in der sich der FC Arsenal in der Champions League von den Bayern gleich dreimal nacheinander mit 5:1 vermöbeln ließ. Irgendwann begannen selbst große Namen wie Uli Hoeneß, Wenger nur noch daran zu messen, was er seinen fast 30 Jahren beim FC Arsenal und AS Monaco nicht gewonnen hat (einen Europapokal).

Doch die Zeiten im Fußball haben sich verändert. Mittlerweile werden für einzelne Spieler mehr als 100 Millionen Euro ausgegeben – und es wird Wenger auf einmal als Standfestigkeit ausgelegt, dass er sich solchen Exzessen beim FC Arsenal immer verweigerte. Kontinuität, ein betont ästhetischer Spielstil und ein Händchen für den mitunter schwierigen Umgang mit großen Stars: Im Grunde steht Wenger für genau das, was die Bayern seit dem Weggang von Pep Guardiola immer gesucht, aber noch nicht wieder gefunden haben.

Über ein paar Dinge müssten der Franzose und die Bayern-Bosse doch noch reden, falls sie denn im x-ten Anlauf doch noch zueinander finden sollten. Über Mesut Özil zum Beispiel, den Wenger sehr schätzt und den Uli Hoeneß nach der WM wüst beschimpfte. Oder über die Hierarchien innerhalb eines Fußball-Clubs, von denen Wenger in London stets gewohnt war, sie ganz allein zu dominieren.

Mit der ungleich komplizierteren Struktur beim FC Bayern scheint der Franzose aber trotzdem kein Problem zu haben. «Es ist besser, dass die Macht bei früheren Spielern bleibt», sagte Wenger im Oktober in einem «Sport Bild»-Interview. «Denn Fußball ist etwas, das innerhalb des Körpers lebt. Das kann man nicht an der Universität lernen.»

Fotocredits: Adam Davy
(dpa)

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