Berlin – Eishockey und Basketball fühlen sich ins Abseits gedrängt. Von Wintersportarten wie Rodeln oder Biathlon, die in ARD und ZDF viel Sendezeit bekommen, aber auch vom Handball.
Für die populäre Mannschaftssportart liegen die WM-Rechte bis 2025 wieder bei den Öffentlich-Rechtlichen. Das hätten Eishockey-Verbandschef Franz Reindl und sein Basketball-Kollege Ingo Weiss auch gerne. «Wenn das rechtemäßig nicht geht, wird es Lösungen geben», sagte Reindl der Deutschen Presse-Agentur und Weiss meinte: «Grundsätzlich sind wir mit ARD und ZDF immer in guten Gesprächen und ich gehe positiv an die Gespräche zur WM. Wir werden es ganz sicher nicht so haben, dass eine Basketball-WM nur auf Geheimkanälen läuft.»
Momentan sieht es aber so ähnlich aus. Die WM-Rechte im Basketball hat bis 2021 die Telekom, die die Spiele auf dem Bezahlportal «Magentasport» zeigt. Die Eishockey-WM-Rechte hat bis 2023 in Sport1 immerhin ein frei empfangbarer TV-Sender inne. In beiden Fällen hatten sich ARD und ZDF nicht darum bemüht. Anders als beim Handball, wo es von den WM-Turnieren 2015 Live-Bilder nur im Bezahl-TV und 2017 im Internet gab. «Das Produkt und das Projekt Handball ist mit keiner anderen Sportart mehr zu vergleichen», frohlockte Verbands-Vize Bob Hanning schon vor der WM, die quotenmäßig ein Hit wurde.
Mit zunehmendem deutschem Erfolg stieg das Interesse im Januar bis zum verlorenen Halbfinale gegen Norwegen, das 11,91 Millionen Menschen in der ARD sahen. Das weckte die Begehrlichkeiten von Eishockey und Basketball. «Die Handballer haben bei der WM bewiesen, dass der Teamsport in Deutschland die Massen elektrisiert. Und im Eishockey haben wir es in Pyeongchang auch bewiesen», sagte Reindl, der sich bei Sport1 und der Telekom, die die Rechte für drei Länderspiele im Jahr hat, «richtig gut aufgehoben» fühlt.
Bei Olympia 2018 erlebte er aber, was öffentliche Aufmerksamkeit ausmacht. Als Deutschland bei den Winterspielen sensationell Silber gewann, zeigten ARD und ZDF nach Jahren wieder Eishockey live. Die Quoten waren zu schwierigen deutschen TV-Zeiten in der Frühe geringer als beim Handball, der Marktanteil lag aber noch darüber. Für das gegen Russland verlorene Endspiel (3:4 nach Verlängerung) standen sonntags um 5 Uhr morgens immerhin im Schnitt 3,19 Millionen Zuschauer auf, die im ZDF zuschauten – Marktanteil: 51,2 Prozent.
Beim Handball sind ARD und ZDF aber deutlich interessierter – die sportlichen Aussichten und damit der öffentliche Zuspruch sind dort größer. Als die Öffentlich-Rechtlichen 2015 bei der EM wieder einen Versuch beim Basketball starteten, schied Deutschland mit Weltstar Dirk Nowitzki schon in der Vorrunde aus, die Quoten waren schwach.
Über die Initiative «Teamsport Deutschland», in der die Dachverbände des Fußballs, Handballs, Eishockeys, Basketballs und Volleyballs organisiert sind, wollen Reindl und Weiss nun aber einen neuen Vorstoß bei ARD und ZDF unternehmen. Das Ziel: Auch die WM-Turniere im Eishockey und Basketball sollen künftig wieder bei ARD und ZDF zu sehen sein. Wegen der bekannten Rechte-Situation über Sub-Lizenzen.
«Wir könnten auf Anfragen flexibel reagieren. Wo ein Wille ist, wird sich gemeinsam mit unseren Partnern auch ein Weg finden lassen», sagte Reindl. DBB-Präsident Weiss hat Hoffnungen, dass es gar schon für die Basketball-WM vom 31. August an in China eine Lösung gibt. «Die Telekom als Rechteinhaber hat uns signalisiert, dass mit den öffentlich-rechtlichen Sendern über die WM gesprochen wird.» Auch Nationalspieler und NBA-Star Dennis Schröder appellierte: «Ich glaube, dass ARD und ZDF auf jeden Fall die WM zeigen sollten.»
Ob es tatsächlich zu einer Lösung im Sinne des Eishockeys und Basketballs kommt, ist aber fraglich. Die öffentlich-rechtlichen Sender kennen derartige Wünsche – auch von anderen Sportarten. Die Begehrlichkeiten bezeichnete ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky als verständlich und als «schönes Zeichen, für das, was wir machen».
«Aber wir haben keine Rechte, und das respektieren wir», sagte Balkausky: Die im Mai anstehende Eishockey-WM werde bei Sport1 «im Free-TV gezeigt – das ist doch gut für den Sport und die Fans.» Nach Bereitschaft, sich um Sub-Lizenzen bei den Rechteinhabern Sport1 und Telekom zu bemühen, klingt das nicht gerade.
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(dpa)