Frankfurt/Main – Der frühere IAAF-Spitzenfunktionär Helmut Digel fühlt sich auch zwei Jahre nach dem Betrugsskandal im Leichtathletik-Weltverband um den früheren Präsidenten Lamine Diack ungerecht behandelt.
«Mir zu unterstellen, ich sei Teil des korrupten Dopingsystems von Herrn Diack gewesen, finde ich mehr als unverschämt und verletzend», sagte das 73-jährige einstige IAAF-Councilmitglied vor der am Freitag beginnenden WM in London im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Digel verwies dabei auf seinen «engagierten Anti-Doping-Kampf über einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren. Ich wurde immerhin wegen meiner Initiativen mit dem Fair-Play-Preis ausgezeichnet», betonte er. Der in Paris auf seine Anklage wartende Senegalese Diack soll unter anderem positive Dopingproben gegen Geld vernichtet haben.
Ebenso wie er hätte auch der heutige IAAF-Präsident Sebastian Coe nichts von dem mutmaßlich kriminellen Handeln Diacks mitbekommen. «Ich glaube, dass er mit dem Betrug des Präsidenten, des Schatzmeisters und der Anti-Doping-Abteilung der IAAF und mit all den Machenschaften mit Russland nichts zu tun gehabt hat», sagte Digel. «Die ganzen korrupten Vorgänge haben im Dunkeln stattgefunden, wie dies bei kriminellen Machenschaften meist der Fall ist.» Er könne versichern, dass bei keiner IAAF-Councilsitzung, bei er er anwesend gewesen sei, diese Dinge zur Sprache gekommen seien. Die von Coe als Konsequenz aus dem Skandal um den Diack-Clan eingeleiteten Reformen hält er für richtig, aber noch nicht wirksam. «Sein Bemühen um „Good Governance“ und die Einführung einer neuen Integritätskontrollinstanz und seine Ideen zum Anti-Doping-Kampf zielen in die richtige Richtung», sagte Digel. «Die entscheidenden Veränderungen haben aber noch nicht stattgefunden.»
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(dpa)