Flensburg/Kiel – SG Flensburg-Handewitt gegen THW Kiel, aktueller Meister gegen Rekordchampion – das Prestige-Duell ist das Derby schlechthin im deutschen Handball.
Am Samstag (18.10 Uhr) stehen sich die beiden Schwergewichte aus Schleswig-Holstein in der Flensburger Arena zum 98. Mal gegenüber. «In ganz Europa weiß man, was dieses Derby bedeutet», sagt Flensburgs Geschäftsführer Dierk Schmäschke.
Die Spieler sehen es genauso. «Irgendwie haben beide Teams vor diesem Derby mindestens eine Rechnung offen», sagt THW-Kreisläufer Patrick Wiencek. «Die gesamte Region ist elektrisiert», berichtet Flensburgs Routinier Holger Glandorf. Für Kiels Regisseur Domagoj Duvnjak sind es «Spiele voller Emotionen. Das merkt man schon fünf Tage vor dem Anpfiff.»
In der Gesamtabrechnung der bisherigen Duelle führt der THW. Die Kieler feierten bislang 58 Erfolge, die SG 34. Fünfmal trennte man sich unentschieden. «Wir wollen natürlich die zwei Punkte in Flensburg behalten und werden alles dafür investieren», sagt Glandorf. Für Duvnjak steht dagegen fest: «Wir wollen im Derby immer gewinnen.» Auf was es ankommt, weiß Flensburgs Abwehrchef Tobias Karlsson ganz genau. Entscheidend sei, «wer am Ende einen besseren Tag erwischt und wer am Ende einen kühlen Kopf bewahrt. Wir kennen uns mittlerweile so gut, da kommt es wirklich auf die Tagesform an.»
Sowohl die Flensburger, die gegen den großen Nordrivalen ihr 1000. Punktspiel in der Bundesliga bestreiten, als auch die Kieler sind sehr gut in die Saison gestartet. Die SG feierte drei Siege in drei Spielen, der THW war in seinen beiden bisherigen Partien erfolgreich.
«Die ersten drei Spiele haben gezeigt, dass das Potenzial da und die Mannschaft entwicklungsfähig ist. Eine glatte Eins für den Start wäre aber übertrieben», sagt Schmäschke. «Es kann immer besser sein», befindet auch der Kroate Duvnjak: «Wir sind noch nicht in Topform. Ich hoffe, das kommt bald. Am liebsten natürlich schon am Samstag.»
In der abgelaufenen Saison gab es in der Bundesliga zwei Auswärtssiege in den Derbys. Der THW siegte deutlich mit 35:27 bei der SG, die Flensburger legten mit dem 29:25-Erfolg in Kiel den Grundstein zum zweiten Titelgewinn in der Vereinsgeschichte. Am Samstag wollen die Zebra» einen ersten großen Schritt auf dem Weg zur 21. Meisterschaft machen. Und genau das will die SG verhindern.
Für Kiels Sportlichen Leiter Viktor Szilagyi ist die Partie aus zweierlei Hinsicht eine besondere Sache: Zum einen «weil es in dieser Saison nur wenige Derbys gibt», wie der Österreicher in Diensten der Norddeutschen sagt. Hatten sich die beiden Rivalen beispielsweise in der Saison 2015/16 in Bundesliga, Champions League, Pokal und Supercup sechsmal duelliert, können es in der aktuellen Spielzeit höchstens drei Auseinandersetzungen werden.
Und zum anderen ist da die sportliche Vita Szilagyis, der sowohl das Trikot des THW als auch jenes der SG getragen hat. Als Kieler feierte er bei drei Niederlagen fünf Siege, als Flensburger kassierte er in fünf Spielen fünf Pleiten. Jetzt ist er wieder Kieler.
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(dpa)