Hamburg – Im tiefen roten Sand von Hamburg hat Tennis-Oldie Florian Mayer seinen zweiten großen Turniersieg auf deutschem Boden verpasst. Im Duell gegen seinen argentinischen Namensvetter Leonardo Mayer unterlag der Bayreuther mit 4:6, 6:4, 3:6.
Der 33-jährige Franke kassiert immerhin ein Preisgeld von 158 420 Euro und wird in der Weltrangliste wieder unter den Top 60 geführt. Der in der Qualifikation eigentlich gescheiterte und nachträglich noch ins Feld gerutschte Mayer triumphierte bereits 2014 bei der mit knapp 1,5 Millionen Euro dotierten Veranstaltung in der Hansestadt. Turnierdirektor Michael Stich war vor 24 Jahren der bisher letzte Deutsche, der die German Open gewann.
«Ich kann mir nicht viel vorwerfen, ich bin immer drangeblieben», sagte der zuletzt von vielen Verletzungen geplagte Florian Mayer nach der umkämpften Partie. «Ich bin stolz auf meine Leistung. Das Finale hier zu erreichen, war schon unglaublich.»
«Flo pickt sich anscheinend ein deutsches Turnier im Jahr heraus», meinte Stich über die starken Leistungen der Nummer 101 der Welt. Im vergangenen Jahr war dem Deutschen der Sieg in Halle gelungen.
Der frühere Davis-Cup-Spieler geriet im ersten Satz früh in Rückstand. Er punktete zwar mehrmals mit seiner eingesprungenen Rückhand und wechselte gut das Tempo – gegen die starke Vorhand des Südamerikaners fand er oft kein Mittel. Im zweiten Durchgang gelang ihm mit der Unterstützung des Publikums das einzige Break zum 5:4, die Nummer 138 der Welt leistete sich viele Fehler. Der ausgeglichene dritte Satz war nach dem Break zum 3:5 praktisch entschieden.
Nach einer Operation am Zeigefinger, einer Schambeinverletzung und zuletzt einem Adduktorenanriss war der Routinier gerade erst wieder fit geworden. Nach dem Halbfinale gegen Philipp Kohlschreiber, das der Augsburger wegen Oberschenkelproblemen im zweiten Satz abbrechen musste, gestand er seine Müdigkeit nach dem anstrengenden ATP-500er-Event ein. Kohlschreiber hatte sich beim Publikum dagegen unbeliebt gemacht, als er wutentbrannt nach dem 6:4, 2:3 seinen Schläger zertrümmerte. «Die Pfiffe sind sehr ungerecht, natürlich steht die Gesundheit über allem», sagte Stich.
In der Diskussion um die Zukunft der Traditionsveranstaltung sprach sich der Wimbledonsieger unterdessen vehement für eine Fortführung unter seiner Regie aus. «Wir versperren uns keiner Option. Ob wir auf Sand, auf Rasen, auf Hartplatz oder auf Kuhmist spielen, ist egal», sagte Stich. «Wir wollen einfach ein tolles Turnier ausrichten.» Sein Vertrag läuft nur noch bis 2018.
Topspieler wie der Hamburger Alexander Zverev machten dieses Jahr einen Bogen um den Rothenbaum, weil sie vor den US Open auf Hartplatz spielen wollen. Der Deutsche Tennis Bund (DTB) befindet sich in Gesprächen mit der Spielerorganisation ATP über eine Änderung des Belags bei der Neuordnung des Kalenders von 2019 an. Zudem führt der Verband noch Verhandlungen mit drei Mitbewerbern neben Stich und dessen Vermarktungsagentur HSE. Die Entscheidung fällt im Herbst.
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(dpa)