Malmö/Trondheim – Das «Huh!» der freudetrunkenen isländischen Anhänger schmerzte in den Ohren von Dänemarks Superstar Mikkel Hansen – sein Pariser Vereinskollege Nikola Karabatic erlebte mit Frankreich sogar schon den EM-Abgesang.
Während der Weltmeister und Olympiasieger die überraschende 30:31-Auftaktpleite gegen Island noch reparieren kann, ist der WM-Dritte durch ein 26:28 im Duell mit Co-Gastgeber Norwegen vorzeitig K.o. gegangen.
Das Aus der «Equipe tricolore» im Medaillenkampf markiert das vorläufige Ende der goldenen Generation um den 35-jährigen Karabatic, die in den vergangenen 25 Jahren sechsmal Welt- und dreimal Europameister geworden war. Zum Verhängnis wurde den Franzosen die sensationelle 25:28-Niederlage zum Auftakt gegen Portugal, das wie die Norweger um den überragenden Sander Sagosen (10 Tore) sicher in der Hauptrunde steht.
Dorthin wollen natürlich auch die Dänen. Entsprechend groß war der Frust über den Rückschlag gegen Island. «Es ist ärgerlich, dass wir die vielen Fans enttäuscht und uns selbst unter unnötigen Druck gesetzt haben», sagte der dreimalige Welt-Handballer Hansen.
Ähnlich sah es Dänen-Coach Nikolaj Jacobsen. «Jetzt stehen wir unter maximalem Druck», beschrieb der frühere Trainer des Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen die veränderte Ausgangslage für den Topfavoriten des XXL-Turniers mit 24 Teams.
Statt sich in Ruhe für die Hauptrunde einzuspielen, wo mit dem WM-Zweiten Norwegen und dem EM-Zweiten Schweden weitere Schwergewichte des europäischen Handballs warten, steht für die Dänen am Montag gegen Ungarn schon ein K.o.-Spiel an. Eine weitere Niederlage würde wohl das Ende aller Goldträume bedeuten.
«Wir können nichts von wegen ‚Prozess‘ und ‚Wir sind auf dem Weg‘ oder alles mögliche Mistzeug gebrauchen. Es zählen nur zwei Punkte im nächsten Spiel, sonst müssen wir wieder nach Hause», redete Abwehrrecke Henrik Møllgaard Klartext.
Gegen die Isländer um ihren überragenden Rückraumstar Aron Palmarsson (10 Tore) offenbarte der Weltmeister vor allem in der Defensive ungewohnte Schwächen. «Wir konnten uns weder gegenseitig noch unseren Torhütern zu guten Rettungsaktionen oder irgendwas helfen», sagte der Ex-Flensburger Rasmus Lauge. «In den entscheidenden Situationen waren wir nicht da. Leider war das alles andere als gut genug.» Hinzu kam eine umstrittene Rote Karte gegen Torwart Niklas Landin vom deutschen Rekordmeister THW Kiel.
So reichten am Ende auch neun Treffer von Hansen nicht aus. «Gegen Ungarn geht es jetzt um alles oder nichts», sagte der 32 Jahre alte WM-Torschützenkönig vom französischen Topclub Paris Saint-Germain und versprach: «Es gibt eine Reihe von Dingen, die wir verbessern müssen. Wir werden für die Aufgabe bereit sein.»
Fotocredits: Robert Michael
(dpa)