Frankfurt/Main – Jung-Vater Arne Gabius will so schnell wie möglich wieder nach Hause. Schließlich konnte er das Glück mit seiner Ehefrau Anne nach der Geburt von Sohn Frederik Bosse am Donnerstag nur kurz genießen.
Der 36-jährige Wahl-Stuttgarter hat sich am Sonntag viel in der Mainmetropole vorgenommen, wo er vor zwei Jahren den deutschen Rekord auf 2:08:33 Stunden verbessert hatte. «Ich werde das Rennen nicht so schnell angehen, aber in dem Bereich wie vor zwei Jahren, so dass ich vielleicht ein paar Sekunden schneller bin als 2015», kündigte er an.
Per Videobotschaft teilte ein müder Gabius am Freitag nicht nur mit, am Samstag nach Frankfurt anzureisen, sondern auch «wunderbar trainiert» und nach einer langen Nacht im Kreißsaal elf Stunden geschlafen zu haben. «Es hätte nicht besser kommen können. Er kann jetzt befreit laufen», sagte Renndirektor Jo Schindler erleichtert. Der Geburtstermin war nämlich für Sonntag, dem Renntag, errechnet worden. Und Gabius wusste vorher, wo er im Notfall nach dem Marathon hätte hinrennen müssen: «Die Uniklinik ist bei Kilometer 13.»
Der frühere Vize-Europameister über 5000 Meter fühlt sich nach einer langen Leidenszeit und dem Ausstieg bei seinem Marathon-Comeback Anfang April in Hannover «wieder richtig gut». Wegen einer Entzündung des Schambeins («Es war durchgeweicht wie ein Schwamm») musste er den Start bei den Olympischen Spielen in Rio absagen und eine Zwangspause von Mai 2016 bis Januar in diesem Jahr einlegen.
Der Neuanfang nach der Auszeit war nicht leicht. Erst Mitte September beim Halbmarathon in Kopenhagen spürte Gabius, dass er in der richtigen Spur ist. Mit 62:31 Minuten rannte er die zweitschnellste Zeit seiner Karriere. «Das war sehr wichtig, sonst hätte es in meinem Kopf angefangen zu rotieren», meinte er.
Schließlich hat er nicht einfach da weitergemacht, wo er aufgehört hat, sondern Trainingsprogramm und Ernährung radikal verändert. Gabius verzichtet auf Lebensmittel, die ihm nicht guttun – «darunter viele Sachen, die gut schmecken, was anstrengend ist», bekennt er, verrät aber auf schwäbisch auch: «Ein süßes Stückle ist schon mal erlaubt.» Der Vollprofi und Vegetarier überlässt ansonsten aber nichts dem Zufall. Um das richtige Kohlehydratgetränk für das Rennen zu finden, reiste er eigens zur Herstellerfirma nach Göteborg. «Ich wollte es genau wissen», sagte Gabius.
Auch die sportliche Vorbereitung auf den Marathon hat er umgestellt. Statt wie vor der Pause bis zu 260 Kilometer in der Woche zu laufen, sind es derzeit noch rund 170 Kilometer. «Die langen Läufe sind aber nicht mehr so ruhig, ich laufe sie mit 95 bis 98 Prozent der Renngeschwindigkeit», erklärte Gabius die Neuerung im Training.
Auch in Bestform wird er aber mit den Favoriten Mark Korir (Kenia), dem Vorjahressieger, und Getu Feleke (Äthiopien) nicht mithalten können. Bei den Frauen sind 5000-Meter-Olympiasiegerin Vivian Cheruiyot (Kenia) und Feyse Tadese (Äthiopien) erste Anwärterinnen auf Platz eins. Die Frankfurterin Katharina Heinig und Fate Tola sind die besten deutschen Starterinnen, für die es auch um die Norm (2:32:00 Stunden) für die Europameisterschaften 2018 in Berlin geht.
Lauf-Unternehmer Gabius peilt auch die EM an, aber keinen Start im Marathon. «Ich kann mir vorstellen, die 10 000 Meter zu laufen», kündigte Gabius an. «Marathon ist meine Hauptverdienstmöglichkeit, kostenlos kann ich nicht an den Start gehen», erklärte er.
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(dpa)