London – Deutschlands größte Laufhoffnung fliegt bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft direkt aus dem Trainingslager Davos ein. Für Gesa Krause startet das Unternehmen London am Mittwoch mit dem Vorlauf über 3000 Meter Hindernis, im Finale am Freitag hofft sie auf ein Déjà-vu.
Vor zwei Jahren bei der WM in Peking überraschte die schmächtige Athletin mit Bronze. Hat die Europameisterin auch diesmal eine Medaillenchance? «Auf dem Papier nicht, aber…», sagte ihr Trainer Wolfgang Heinig.
Krause ist für die deutsche Leichtathletik der beste Beweis dafür, dass man auch jenseits von Afrika Erfolg haben kann. Ihr dritter Platz 2015 in Peking war nach einer langen Durststrecke die erste deutsche Einzel-Laufmedaille seit der WM 2001, als Ingo Schultz über 400 Meter Silber gewann. Die 25-Jährige hofft «auf eine neue Bestzeit», das heißt: auf einen deutschen Rekord. Den hat sie erst im Mai beim Diamond-League-Meeting in Doha auf 9:15,70 Minuten gedrückt.
Damit liegt Krause, die mit ihrem Freund Marc in Frankfurt/Main lebt und seit diesem Jahr für den Verein Silvesterlauf Trier startet, in der Weltbestenliste auf Rang neun. Vor ihr stehen vor allen die Läuferinnen aus Kenia: Celliphine Chepteek Chespol mit 8:58,78 Minuten an der Spitze. Hinter zwei weiteren Kenianerinnen liegt Olympiasiegerin Ruth Jebet, die mittlerweile für Bahrain startet und mit 8:52,78 auch den Weltrekord hält. «Es ist nicht so, dass da vorne alle Weltrekord laufen. Aber unter neun Minuten – das kann Gesa nicht», erklärte Heinig. «Wenn sie einen guten Tag erwischt, könnten es mal 9:10 oder 9:12 werden.»
Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro erlebte Krause «einen wirklich brutalen Tag». Sie rannte in 9:18,41 Minuten deutschen Rekord, wurde aber nur Sechste. «In der Breite können wir die Afrikanerinnen niemals schlagen», sagte sie. Aber in der Spitze ist sie bei dem begrenzten Feld bei einer WM immer für einen Coup gut. Der Respekt ihrer Kollegen und der Fans ist ihr längst sicher: Krause wurde 2015 und 2016 zur «Leichtathletin des Jahres» gewählt.
Etwa 5500 Kilometer läuft die Hindernisspezialistin im Jahr, bis zu 170 in einer normalen Woche – in Trainingslagern wie dieses Jahr in Südafrika oder Kenia noch mehr. «Ich hatte schon immer diesen gewissen Drang, erfolgreich zu sein», sagt sie, «jeden Tag weiterzumachen». Die Vorbereitung auf die WM, sagt Heinig vor dem Abflug aus der Schweiz, lief so, wie man sich das vorgestellt habe. Und für Krause gilt die Devise: «Vielleicht wachse ich über mich hinaus.»
Fotocredits: Arne Dedert
(dpa)