New York – Gelöst lachte Julia Görges auf und posierte für Fotos mit einigen Fans: Die letzte deutsche Hoffnungsträgerin steht bei den US Open in New York erstmals im Achtelfinale.
Mit einer souveränen und konzentrierten Vorstellung gewann die Bad Oldesloerin 6:3, 6:3 gegen Aleksandra Krunic aus Serbien. Nach 73 Minuten und dem dritten Matchball feierte die 28-Jährige ihr bestes Abschneiden in Flushing Meadows und ihren ersten Einzug in die Runde der besten 16 bei einem Grand-Slam-Turnier seit den French Open 2015.
Den ersten Matchball hatte Krunic mit einer schnellen Vorhand vernichtet, beim zweiten traf Görges eine Rückhand falsch. Dann flog ein Ball der Serbin ins Netz – und bei Görges fiel die Anspannung ab. «Ich habe etwas in meiner Karriere geschafft, was ich vorher noch nicht geschafft habe. Das war ein Schritt in die richtige Richtung. Deswegen war die Freude etwas ausgefallener», sagte Görges und meinte: «Die Reise geht weiter.»
Bei ihrer elften Teilnahme an den US Open in Serie spielt Görges nun am Sonntag gegen die Amerikanerin Sloane Stephens um ihre Viertelfinal-Premiere und hat eine unangenehme Aufgabe vor sich. «Für mich ist sie eine der talentiertesten Spielerinnen, die es gibt auf der Tour. Das wird ein offener Schlagabtausch, da kann jede jeden schlagen», sagte die deutsche Fed-Cup-Spielerin.
Monatelang fehlte die 24-jährige Stephens verletzt auf der Tour, meldete sich jetzt aber eindrucksvoll zurück. Görges verlor den letzten Vergleich mit der 1,70 Meter großen Rechtshänderin vor zwei Wochen in Cincinnati, Angelique Kerber blieb in Toronto ohne Chance.
Der Name von Titelverteidigerin Angelique Kerber ist im Tableau der in diesem Jahr so offenen US Open nur in der ersten Runde zu finden, die Kielerin ist längst abgereist. Görges präsentiert sich in diesen Tagen deutlich selbstbewusster als die ehemalige Nummer eins. «Sie ist so fit wie nie, strahlt eine unheimliche Ruhe aus», erklärte die deutsche Damen-Chefin Barbara Rittner. «Da passt im Moment alles.»
Als Görges um kurz vor 15.00 Uhr Ortszeit den mittig gelegenen Außenplatz 5 betrat, schrillten im Hintergrund Sirenen. Unaufgeregt ging die deutsche Nummer zwei mit präzisen Grundschlägen ihrer Arbeit nach. Beim 2:1 lag sie erstmals in Führung, souverän hielt sie ihre Aufschlagspiele. Zu Null nahm die Norddeutsche der 24-jährigen Krunic den Aufschlag zum Satzgewinn ein zweites Mal ab – 6:3.
Auch im zweiten Abschnitt wirkte Görges bissiger als die Weltranglisten-78. auf der anderen Seite. Die Schleswig-Holsteinerin hatte in den Runden zuvor Annika Beck in nur 59 Minuten vom Platz gefegt, die Chinesin Saisai Zheng gar in fünf Minuten weniger. Ganz so schnell lief es gegen die schmächtige Serbin Krunic, immerhin US-Open-Achtelfinalistin von 2014, nicht. Im entscheidenden Moment war die Weltranglisten-33. aber da. Eine völlig missratene Rückhand der Kontrahentin sicherte ihr das Spiel zum 5:3. Beim letzten Aufschlagspiel musste Görges die ersten Breakbälle überhaupt gegen sich abwehren, wenig später entschied sie die Partie für sich.
Görges hatte in New York von einer neuen Reife gesprochen, die sie gewonnen hat. Nach Wimbledon zog die Fed-Cup-Spielerin in Bukarest und Wimbledon ihren Matchplan jeweils erfolgreich bis zum Finale durch. Nun soll auch im Achtelfinale der US Open nicht Schluss sein. «Man sollte ein gesundes Selbstbewusstsein haben und dem vertrauen, was man kann», sagte Görges. «Man darf schon träumen, finde ich.»
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(dpa)