Hamburg – Der von Oberschenkel-Problemen geplagte Davis-Cup-Spieler Philipp Kohlschreiber steht zum zweiten Mal in seiner Karriere im Halbfinale der German Open am Hamburger Rothenbaum.
Der 33-jährige Augsburger besiegte bei der mit knapp 1,5 Millionen Euro dotierten Veranstaltung den Argentinier Nicolas Kicker 7:6 (8:6), 4:6, 6:4. Im dritten Satz musste die deutsche Nummer 4 eine Behandlungspause nehmen und ließ sich bandagieren. «Das war eine Achterbahnfahrt», sagte Kohlschreiber, der alle großen deutschen Events in seiner Karriere bis auf Hamburg gewinnen konnte.
«Ich habe mich mit Bandage sicherer gefühlt, die Spiele stecken in den Knochen», erklärte er nach dem Zweieinhalb-Stunden-Fight. Der austrainierte Kicker hatte schon Tommy Haas in der ersten Runde aus dem Turnier geworfen. Der Gegner in der Vorschlussrunde wurde im Match zwischen dem Bayreuther Florian Mayer und dem Argentinier Diego Schwartzman im Anschluss ermittelt.
Der auf Weltranglistenrang 58 abgerutschte Deutsche erwischte vor 6500 Zuschauern einen Blitzstart. Bis zum 5:1 ließ er Kicker kaum ins Spiel kommen, variierte seine Schläge nach Belieben. Dann ließ er nach, kassierte Break um Break und rettete sich gerade so in den Tiebreak. Das Publikum schätzte die kraftraubenden Grundlinienduelle und jubelte Kohlschreiber zu, als er sich mit 8:6 durchsetzte.
Der zweite Durchgang gestaltete sich ausgeglichener: Ein erstes Break musste die deutsche Nummer 4 zum 4:5 hinnehmen. Aus Frust zertrümmerte er seinen Schläger. Die Tipps des neuen Coaches Markus Hipfl («Beißen, Kratzen, Spucken») konnte er nur zeitweise umsetzen. Im finalen Satz ließ sich «Kohli», wie ihn alle nennen, nach einem frühen Aufschlagverlust behandeln und landete danach ein Doppel-Break. Und der Argentinier war von der Rolle.
Zwei argentinische Sandplatzspezialisten stehen im zweiten Halbfinale. Qualifikant Federico Delbonis schaltete den an Position drei gesetzten Russen Karen Chatschanow 5:7, 6:3, 4:6 aus. Der Hamburg-Champion von 2014, Leonardo Mayer, setzte sich 7:6 (7:4), 6:3 gegen den Tschechen Jiri Vesely durch.
Parallel tagte in einem Hamburger Hotel der Bundesausschuss des Deutschen Tennis-Bundes. Wie es ab 2019 mit dem Turnier weitergeht, soll im Herbst bekanntgegeben werden. Der Vertrag mit Ausrichter Michael Stich läuft nur bis 2018 und das Stadiondach ist renovierungsbedürftig. «Im Rahmen des Sportstättenbaus wäre es wünschenswert, wenn die Stadt sich engagiert. Wenn wir für das Dach eine Lösung mit der Stadt finden, spricht viel dafür, mit dem Turnier der dritthöchsten Kategorie hier zu bleiben. Dann ist es fast sicher, dass wir in Hamburg bleiben», sagte DTB-Vizepräsident Dirk Hordorff der Deutschen Presse-Agentur. Er wünscht sich ein Entgegenkommen der Stadt über die bisherigen 100 000 Euro hinaus.
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(dpa)