London – Auch Thomas Tuchel outete sich als Roger-Federer-Fan. «Großartig» fand der frühere BVB-Coach die neuerliche Meisterleistung des Schweizers und dessen elften Einzug in das Wimbledon-Finale.
Für das Endspiel am Sonntag gegen den Kroaten Marin Cilic drücke er die Daumen, sagte der ehemalige Trainer des Fußball-Bundesligisten, als er nach Federers Halbfinal-Erfolg gegen den Tschechen Tomas Berdych entspannt die Stufen zur Terrasse des Clubhauses emporstieg und sich freundlich-lächelnd durch den Hinterausgang am Gate 16 aus dem All England Club in Richtung Somerset Road verabschiedete.
Während Tuchel nach seiner Trennung von Borussia Dortmund derzeit ohne feste Anstellung ist, geht Federer seiner Arbeit auf den Tennisplätzen dieser Welt mit einer Leichtigkeit und Eleganz nach, für die jeder Superlativ zu abgedroschen und jede neue Zahlenspielerei zu langweilig erscheint. Schon jetzt hat kein anderer männlicher Tennisprofi mehr als seine 18 Grand-Slam-Titel geholt. Schon jetzt hat kein anderer so oft wie Federer ein Match in Wimbledon gewonnen.
Mit seinem elften Wimbledon-Endspiel ist er der erste Tennisspieler, der mehr als zehnmal beim gleichen der vier wichtigsten Turniere den finalen Akt erreicht hat. Mit seiner 70. Grand-Slam-Teilnahme zieht er mit Fabrice Santoro gleich, mit seinem 102. Match auf dem Rasen Londons egalisiert er den Jimmy-Connors-Rekord in der Ära des Profitennis.
«Das ist nett», sagte Federer lächelnd, als er in der Pressekonferenz nach dem 7:6 (7:4), 7:6 (7:4), 6:4 gegen Berdych zum gefühlt hundertsten Mal auf seine Rekorde angesprochen wurde. Ob er denn wisse, wie oft er schon ohne Satzverlust in Wimbledon in das Endspiel eingezogen ist. «In Wimbledon?», fragte Federer zurück. «Noch nie.»
Damit lag er jedoch falsch, weil ihm dieses Kunststück bereits 2006 und 2008 gelang. «Schon zweimal? Sehen Sie, ich weiß nicht alles über meine ganze Karriere. Es wäre schön, das jetzt zum ersten Mal geschafft zu haben. Ich bin ein bisschen enttäuscht», sagte Federer und grinste erneut. Am 8. August wird der vierfache Familienvater 36 Jahre alt, seit 1998 tourt er als Profi durch die Welt, seinen ersten Wimbledon-Titel gewann er 2003, seinen bislang letzten 2012.
Und steht nun am Sonntag (15.00 Uhr MESZ) vor der Krönung seines Sommers und einer Marke, die mit Fettdruck und Ausrufezeichen in die Statistikbücher Eintrag finden würde. Mit einem achten Titel würde er William Renshaw und Pete Sampras überflügeln. Er wäre zudem der älteste Wimbledon-Sieger in der Historie des Profitennis.
«In Wimbledon Geschichte zu schreiben, macht mich glücklich. Ich liebe dieses Turnier, bei dem all meine Träume als Spieler wahr geworden sind», sagte Federer vor dem insgesamt achten Duell mit Cilic. Vor drei Jahren kassierte er bei den US Open im Halbfinale seine einzige Niederlage, Cilic gewann später den Titel.
Im vergangenen Jahr standen sich die beiden im Viertelfinale von Wimbledon gegenüber, Federer gewann nach einem 0:2-Satzrückstand und der Abwehr dreier Matchbälle. «Dass ich nun eine erneute Chance bekomme, den achten Titel zu gewinnen, ist ein großartiges Gefühl, aber es garantiert mir noch nicht den Titel», sagte Federer. «Deswegen bin ich aber hierher gekommen. Ich bin nah dran.»
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(dpa)