Stuttgart (dpa) – Nach dem Happy End bei seinem nahezu perfekten VfB-Comeback hielt sich Mario Gomez höflich zurück. Seine eigene Leistung sei doch «vollkommen egal». Über seinen Auftritt redete er kaum, andere dafür umso mehr.
Der Heimkehrer hatte gleich beim glücklichen 1:0 über Hertha BSC Argumente geliefert, dass sich die Hoffnung der Stuttgarter, mit ihm einen Nichtabstiegsgaranten gewonnen zu haben, erfüllen könnte. «Es gibt überhaupt keine Zweifel: Mario Gomez wird uns in der Rückrunde entscheidend weiterhelfen. Er wird ein wesentlicher Faktor sein», sagte VfB-Sportvorstand Michael Reschke.
Bei seinem Comeback für die Schwaben nach 3157 Tagen hatte sich Gomez an eine filmreife Dramaturgie gehalten. Auch ohne eigenen Treffer übernahm er die Hauptrolle und wurde in dem Stadion, in dem seine Karriere begann, mit Glück gleich wieder zum gefeierten Spieler.
Der 71-malige Nationalspieler setzte Berlins Verteidiger Niklas Stark unter Druck, als der Hertha-Profi den Ball im Fallen ins eigene Netz lupfte (78. Minute). Gomez jubelte wie ein Matchwinner, der Stadionsprecher rief ihn als Torschützen aus. «Ich habe schon abgeschaltet und gedacht: Rot, Elfmeter», schilderte der Protagonist die entscheidende Szene eines mäßigen Bundesligaspiels. «Gnädiger Weise hat ihn dann der Hertha-Spieler reingemacht.»
Die Rückkehr von Gomez endete für den VfB so mit dem ersten Pflichtspiel-Sieg seit dem 17. November und enorm wichtigen drei Punkten im Abstiegskampf. Die Elf von Trainer Hannes Wolf entfernte sich vorerst mit vier Punkten Vorsprung vom Relegationsrang. Von einem «Meilenstein» zum Auftakt des neuen Fußball-Jahres sprach Reschke. Eine fünfte Bundesliga-Schlappe nacheinander hätte für kritische Diskussionen gesorgt.
Der große Hoffnungsträger Gomez kam glücklich und zufrieden spät aus der Kabine. «Ich bin der Mario», stellte er sich erst einmal vor. An einem emotionalen Tag fühlte sich der Routinier in längst vergangene Zeiten zurückversetzt. «Ich musste zwei-, dreimal über mich schmunzeln, als ich gemerkt habe, dass es in mir kribbelt», verriet er. «Das hat mich an meine ersten Spiele hier erinnert, wo ich noch ganz jung war, und die Bundesliga für mich etwas Galaktisches und Außerirdisches war. So hat sich das wieder angefühlt.»
Am 23. Mai 2009 hatte sich Gomez mit einem Tor beim 1:2 beim FC Bayern vom VfB Stuttgart verabschiedet. Damals beendete der Verein die Saison als Dritter. Diesmal wartet mit dem Ziel Klassenverbleib eine knifflige Rückrunde auf den VfB und den Stuttgarter Starspieler. «Mario wäre zu keinem anderen Bundesligisten gewechselt, nur zum VfB», behauptete Reschke. «Er fühlt sich total wohl.»
Viel wurde am Samstag über die Präsenz, die Körpersprache und den Willen von Gomez geschwärmt. «Er hat eine Wirkung auf die gegnerische Verteidigung», lobte Kapitän Christian Gentner. Sturmpartner Daniel Ginczek meinte: «Er ist vor dem Tor unglaublich.» Doch auch mit dem WM-Kandidaten blieb die VfB-Offensive noch harmlos. Das bislang letzte Bundesliga-Tor eines Stuttgarters datiert vom 24. November.
«Ich habe auf mein Herz und meinen Kopf gehört. Der hat gesagt, dass hier ist eine Aufgabe für dich, die dich fördert und fordert», begründete Gomez seinen Winterpausen-Wechsel aus Wolfsburg. Gefordert ist der Torjäger gerade auch bei den Auswärtsspielen, angefangen mit dem Auftritt am Samstag in Mainz. Mit einem Punkt aus neun Partien in der Fremde sind die Stuttgarter die schwächste Mannschaft der Liga.
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