Wolfsburg – Mario Gomez kann es kaum erwarten. 1211 Tage nach seinem bislang letzten Bundesliga-Spiel gibt der Star-Einkauf des VfL Wolfsburg am Samstag gegen den 1. FC Köln sein Comeback in Deutschland.
«Ich verspüre eine riesige Vorfreude und bin happy, wieder hier zu sein», sagte der Torjäger vor seinem ersten Spiel für den VfL.
Ganz Wolfsburg scheint verrückt auf Gomez zu sein. Seit Tagen wirbt der Club mit dem Slogan «Gomez-Debüt» für das Spiel gegen den FC. Trainer Dieter Hecking gab seinem Neuzugang – ganz ungewöhnlich für ihn – bereits eine Garantie: «Mario wird in der Startelf stehen.» Nach seiner Oberschenkelverletzung bei der EM im Sommer in Frankreich trainierte der Torjäger zuletzt durchgängig in Wolfsburg, reiste nicht zur Nationalelf und ist nun wieder fit.
Gomez hat viel vor. «Wenn wir als Team so funktionieren, wie wir uns das vorstellen, werde ich viele Tore machen», versprach der 31-Jährige, der in der vergangenen Saison Besiktas Istanbul mit 26 Treffern zur türkischen Meisterschaft und sich selbst zur Torjägerkrone schoss, bereits. «Wenn man unsere Mannschaft sieht, muss man nicht von Platz sechs oder sieben sprechen. Wir wollen vorne rein», tönte Gomez zudem. Mit solch forschen Tönen ist der frühere Bayern-Profi bereits Fan-Liebling in Wolfsburg, ohne überhaupt ein Pflichtspiel für den VfL absolviert zu haben.
In Zeiten, in denen der bundesweit wenig geliebte VW-Club viel Häme auch angesichts eines angeblichen Ausverkaufs – der faktisch nicht stattgefunden hat – ertragen musste, ist Gomez‘ bisheriges Auftreten eine Wohltat für den gesamten Club. «Ich war positiv überrascht von den Möglichkeiten oder der Infrastruktur. Es ist alles da, was man für den Leistungssport braucht. Es ist mega», befand Gomez zuletzt.
Dies schienen zuletzt nicht alle so zu sehen. Angeblich wollte mehr als die Hälfte des Kaders unbedingt weg. Sportchef Klaus Allofs gelang es aber, die Leistungsträger mit Ausnahme von Naldo (Schalke 04) und Bas Dost (Sporting Lissabon) zu halten, auch wenn es in André Schürrle (Dortmund), Max Kruse (Bremen) und Dante (Nizza) weitere namhafte Abgänge gab. Bei Weltmeister Julian Draxler mussten Allofs und Hecking einen Weggang verbieten. Der 22-Jährige hatte seinen Wechselwunsch in einem Interview mitgeteilt.
«Man kann es sich überall schön machen, wenn man die richtigen Leute um sich herum hat. Ich habe keine Angst davor, dass es hier eine Bar oder einen Club zu wenig gibt», sagte Gomez in Anspielung auf kolportierte Gründe für das dringenden Wechselbedürfnis anderer VfL-Profis. Unter anderem Draxler hatte sich darüber echauffiert, dass die 123 000-Einwohner-Stadt Wolfsburg wenig zu bieten habe.
«Klar ist es aufregender, in einer Stadt wie Istanbul zu leben. Es schadet aber nicht, ein Jahr zu haben, in dem man nicht ständig Stress und Action, sondern mehr Ruhe hat», sagte Gomez dazu. Wer aufmerksam zuhört, dem drängen sich Fragen auf. Denn die Verpflichtung Gomez‘ ist alles andere als langfristig, sie scheint noch nicht einmal mittelfristig angelegt. Gomez selbst redet nur von einem Jahr und tatsächlich dürfte das Engagement des 31-Jährigen im kommenden Sommer schon wieder vorbei sein. Dann nämlich, wenn Wolfsburg erneut den internationalen Wettbewerb verpasst.
Trotz eines bis 2019 gültigen Vertrages darf Gomez dann gehen. «Wenn Europa nicht erreicht wird, werden wir uns zusammen setzen», sagte Gomez offen. «Er ist jetzt 31, hat Ablöse gekostet. Ich kenne ungefähr die Gehaltsregionen. Das kann man machen, wenn man nur den Erfolg für zwei Jahre sieht. Mit Nachhaltigkeit hat das nicht so viel zu tun», lästerte RB Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick kürzlich in einer Talkrunde von Kicker.TV.
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(dpa)