Wolfsburg (dpa) – Vielleicht war es die Erinnerung an eine seiner schwärzesten Stunden, die Mario Gomez ziemlich kleinlaut werden ließ. Sichtlich zerknirscht trat der Torjäger des VfL Wolfsburg nach dem auf den ersten Blick verheerenden 1:5 (0:2) gegen Borussia Dortmund vor die Fernseh-Kameras.
Dass diese Pleite um mindestens zwei Tore zu hoch ausfiel, lag vor allem auch an Gomez. «Ich bin hier, um Tore zu machen. Das weiß ich auch. Ich habe die Chancen und es tut mir leid für die Mannschaft, dass ich sie wieder nicht gemacht habe», sagte der Nationalstürmer.
Denn so verrückt es bei diesem Ergebnis klingt: Ein Punkt wäre für den VfL gegen Dortmund durchaus drin gewesen. Das Spiel wäre wohl anders gelaufen, hätte Gomez den Ball kurz nach Wiederanpfiff einfach über die Linie gedrückt. «Dann kommt die Szene, bei der keiner so genau weiß, warum der Ball nicht im Tor ist», klagte VfL-Coach Dieter Hecking nach dem Spiel über die unglückselige Szene aus Gomez-Sicht.
Sie erinnerte frappierend an das EM-Vorrundenspiel 2008 gegen Österreich, als Gomez einen Ball frei vor dem leeren Tor verstolperte. Der Routinier beklagte später einmal, seitdem «den Stempel Chancentod» zu haben. Zumindest deismal traf er durchaus zu. «Ich alleine habe in der ersten Halbzeit fünf oder sechs Hochkaräter. Dann kannst du keine Spiele gewinnen», sagte Gomez.
Die Größte aber versiebte der Routinier gegen Dortmund kurz nach der Pause. Eigentlich hätte Julian Draxler den Ball schon ins BVB-Tor zum 1:2 abstauben können, doch mit einem tollen Reflex hielt Dortmunds Schlussmann Roman Bürki den Ball noch, legte ihn aber Gomez vor die Füße. «Ich breche mir fast den Fuß und liege im Tor. Der Ball aber nicht», beschrieb Gomez die Situation, in der Bürki auch seinen Nachschuss irgendwie klärte. Zunächst verwies Gomez noch auf seine Routine: «Ich bin lange genug dabei, ich werde den Kopf hochnehmen. Irgendwann flutscht es wieder.»
Dies wäre wichtig für Gomez, noch wichtiger aber für Wolfsburg. Eigentlich holte der VfL den 31-Jährigen mit scheinbar eingebauter Torgarantie, um den Möchtegern-Dauerteilnehmer an der Champions League wieder in die Königsklasse zu schießen. Eigentlich. Denn seit 270 Minuten ist Gomez nun beim neuen Club bereits torlos, die erste Saisonpleite – noch dazu in dieser Deutlichkeit – war ein erster empfindlicher Rückschlag auf dem Weg zurück an die nationale Spitze.
«Mir tut’s leid für uns, mir tut’s leid für Mario. Das kennt man bei einem Spieler, wenn man ein paar Spiele nicht getroffen hat. Dann kann es doch mal ein bisschen länger dauern», meinte VfL-Sportchef Klaus Allofs.
Schon beim 0:0 in Hoffenheim am Wochenende versiebte Gomez beste Chancen. Anstatt mit möglichen acht Punkten nach vier Spielen in der Spitzengruppe, steht der VfL mit fünf Zählern nun schon früh unter Zugzwang. In Bremen am Samstag (18.30 Uhr) muss ein Sieg her, will das komplett umformierte Wolfsburger Team nicht wieder früh den eigenen Ansprüchen hinterherlaufen. Dass der BVB wohl auch in dieser Saison nicht Wolfsburgs Kragenweite ist, erkannte auch Allofs bereits: «Es ist schon klar, dass sie ein Stück weiter sind.»
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