Fußball

Große Erfolge, viel Gefühl: Bayerns Triple-Macher Heynckes

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München – Irgendwie «bekloppt» sei es, nach fünf Jahrzehnten immer noch dabei zu sein, sagte Jupp Heynckes im Jahr 2012. Er, dieses Kind der Fußball-Bundesliga, startete damals als Trainer in eine Saison, an deren Ende das historische Triple für den FC Bayern und Heynckes‘ persönliche Krönung standen.

Stolz und doch nahbar, emotional und doch sachlich, mit väterlichem Verständnis und doch deutlichen Ansagen: Für die Münchner verkörpert kaum ein Coach derart das berühmte Mia-san-Mia-Gefühl wie der Ex-Profi vom Niederrhein.

Rein sportlich hat der inzwischen 72-Jährige alles gewonnen, was man gewinnen kann, darunter insgesamt sieben deutsche Meisterschaften, den EM- und WM-Titel sowie als Trainer zweimal die Champions League.

Der Trophäenschrank allein aber ist es nicht, der Heynckes vor allem bei den Bayern einen festen Platz in den Vereins-Annalen sichert. «Du bist ein Mann, auf den man sich verlassen kann. Du bist ein Vorbild an Einsatz, Willen und Menschlichkeit», sagte Präsident Uli Hoeneß 2016 anlässlich einer Ehrung seines Freundes in dessen Heimatstadt Mönchengladbach. «Ich möchte mich vor deinem Lebenswerk verneigen. Du bist ein Vorbild, wie es der Fußball selten hervorgebracht hat.»

Bei den Bundesliga-Anfängen 1963 kickte Heynckes mit seiner Borussia zwar noch in der Regionalliga West, wurde aber eine der prägenden Figuren der deutschen Eliteklasse, etwa als Teil der legendären Fohlen-Elf, die in den 70er Jahren Deutschland und Europa verzückte.

Kannte seine Laufbahn auf dem Rasen fast nur Höhen, so erlebte er als Trainer, wie eng Triumphe und Pleiten zusammenliegen können. 1991 wurde er bei den Bayern gefeuert, nachdem er den Münchnern 1989 und 1990 noch die Meisterschale gesichert hatte. Den Rauswurf bezeichnete Manager Hoeneß später als «meinen größten Fehler». 1998 sicherte er Real Madrid nach drei Jahrzehnten Durststrecke in der Champions League wieder den wichtigsten Vereinspokal der Welt – wurde wenige Tage danach aber entlassen. 2012 war er Coach der Bayern, die in drei Wettbewerben jeweils Zweite wurden und dabei auch das «Finale dahoam» verloren. Ein Jahr darauf war mit dem Triple (fast) alles vergessen.

Heynckes, der nach mehreren Stationen in Spanien und Portugal «Don Jupp» gerufen wurde, gilt als Spielerversteher, zu vielen Profis hatte er ein fast väterliches Verhältnis. Emotional kann er auch werden, bei seiner bis dato letzten Bundesliga-Pressekonferenz im Mai 2013 ausgerechnet in Mönchengladbach versagte ihm immer wieder die Stimme, der Routinier musste sich Tränen aus den Augen wischen.

Die Dünnhäutigkeit aus frühen Tagen (Spitzname Osram) legte Heynckes irgendwann zwar ab, weich oder gar mit allem nachsichtig wurde er aber nicht. Gegen Kritik des damaligen Managers Matthias Sammer verwahrte er sich in ebenso deutlicher Form wie er Details der Verpflichtung von Nachfolger Pep Guardiola anprangerte. Dass die Bayern schon im Winter beschlossen, den spanischen Star-Trainer zu holen und in einer missglückten Mitteilung sogar das Karriereende von Heynckes verkündeten, kränkte den stolzen Ex-Profi zutiefst.

«Du hast gesagt, diesen Deppen, denen zeige ich es», erzählte Hoeneß später. Angespornt von dem Vorfall – und getrieben von dem Drang nach Wiedergutmachung ein Jahr nach den drei zweiten Plätzen – gab Heynckes in der Rückrunde 2013 noch einmal alles. «Es wurde der beste Fußball gespielt, den München je gesehen hat», lobte Hoeneß.

Die Münchner hatten nach den missglückten Trainern-Experimenten mit dem als Alleinherrscher auftretenden Louis van Gaal und dem experimentierfreudigen Jürgen Klinsmann alles richtig gemacht. Heynckes besänftigte mit sachlicher Art, er war gewissermaßen ein Ruhepol in der immer hektischeren Social-Media-Gesellschaft.

Von Rudi Assauer wurde er 2004 bei Schalke als nicht mehr zeitgemäß geschasst – und strafte die Kritiker Lügen. Vor ein paar Jahren sagte er noch: «Wenn ich sehe, dass Adenauer mit 71 Bundeskanzler geworden und jetzt unser Papst mit 76 ins Amt eingeführt worden ist – dann habe ich auch das Recht, mit 68 darüber nachzudenken, ob ich noch irgendwas mache.» Und das war damals wohl noch als Scherz gedacht…

Fotocredits: Tobias Hase
(dpa)

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