Ingolstadt – Dieser Trainer-Rauswurf schien tatsächlich alle zu schmerzen beim FC Ingolstadt, wo Markus Kauczinski ebenso beliebt wie erfolglos war. Zeit zum Trauern haben die Oberbayern aber nicht.
Im Kampf um den Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga muss der Nachfolger einer verunsicherten Truppe so schnell wie möglich Selbstvertrauen und eine Siegermentalität zurückgeben. Wer künftig Coach sein wird, sagte der FCI zum Zeitpunkt der Trennung noch nicht. Eines aber stellte Geschäftsführer Harald Gärtner klar: Auf wen es jetzt in erster Linie ankomme, das sei die Mannschaft.
«Zum Schluss stehen die Spieler auf dem Platz. Die sind natürlich in der Pflicht!», betonte ein sichtlich enttäuschter FCI-Chef, der damit die Schuld am desaströsen Saisonstart nicht (nur) Kauczinski gibt. Für die Profis um Kapitän Marvin Matip heißt das: Sie bleiben auch nach dem «Neustart» (Gärtner) unter Beobachtung, ideen- und mutlose Auftritte wie beim 0:2 daheim im Derby gegen den FC Augsburg werden so wohl nicht mehr toleriert werden. «Wir müssen diese Spirale mit aller Macht durchbrechen», betonte Gärtner.
Der Geschäftsführer bei den Schanzern zieht seine Hoffnung auf eine Wende aus der ebenfalls schwächelnden Konkurrenz und dem frühen Zeitpunkt in der Saison. «Spiele sind noch genug», meint er.
Ein Blick in die Bundesliga-Historie macht den Oberbayern aber wenig Mut: Noch nie hat ein Team mit zwei oder weniger Punkten nach zehn Spielen am Saisonende die Klasse gehalten. Außerdem sind von bislang neun Vereinen, die seit der Debüt-Saison 1963/64 ihre ersten zehn Partien nicht gewonnen haben, sieben im Frühjahr abgestiegen.
Für mögliche Trainer-Kandidaten ähnelt die Herausforderung beim FCI einem Himmelfahrtskommando. «Wir brauchen einen, der die Liga kennt und weiß, auf was er sich einlässt», sagte Gärtner. Bis zum ersten Mannschaftstraining in der Länderspielpause am Dienstag um 15.00 Uhr sollte ein neuer Coach gefunden sein. Bleibt die Suche erfolglos, werde vorerst ein Interims-Übungsleiter übernehmen, hieß es.
Als Übergangslösung schien schnell Michael Henke prädestiniert, der einst mit Ottmar Hitzfeld nationale und internationale Triumphe feierte, Kauczinskis Vorgänger Ralph Hasenhüttl noch im Vorjahr assistierte und als Club-Repräsentant immer noch beim FCI arbeitet.
Langfristig könnte Sportchef Thomas Linke, der den Markt angesichts der sportlichen Talfahrt schon seit längerem beobachtet, an Kandidaten wie Jos Luhukay denken, der die Bundesliga gut kennt, oder André Breitenreiter, der einst in Paderborn und Schalke arbeitete.
Außerdem wurde Mike Büskens beim Traditionsclub Rapid Wien beurlaubt. Der 48-Jährige ist sehr gut mit Linke befreundet: Nachdem beide gemeinsam mit Schalke 04 als «Eurofighter» 1997 den UEFA-Cup gewonnen hatten, war Linke sogar Trauzeuge bei der Hochzeit des einstigen Teamkollegen, wie der «Donaukurier» berichtete.
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(dpa)