Dortmund – Bayern-Profi Joshua Kimmich war der herausragende Akteur im Top-Duell zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München. Das konnten Millionen Zuschauer an ihren Bildschirmen sehen. Und die Zahlen und Daten zu der im Titelrennen wohl vorentscheidenden Partie belegen das.
Das Potsdamer Institut für Spielanalyse findet aber auch heraus, dass der Matchplan von BVB-Trainer Lucien Favre richtig war, auch wenn er am Ende nicht ganz aufging. So endet die glänzende Serie des besten Heimteams der Bundesliga. Die dpa erläutert die interessantesten Zahlen und Fakten des Spitzenspiels:
BESTWERTE FÜR KIMMICH: Der Nationalspieler hat in der defensiven Schaltzentrale der Bayern eine Top-Partie absolviert – und das nicht nur wegen des spielentscheidenden Tores mit seinem tollen Lupfer in der 43. Minute. Der 25-Jährige verzeichnete zahlreiche Best- und sogar Rekordwerte: Defensiv-Verhalten, Athletik, Passqualität, Laufleistung – alles top! «Pferdelunge» Kimmich lief 13,73 Kilometer und stellte damit einen Saison-Rekord für Bayern-Spieler auf.
Kimmich bestätigte seine Spitzenposition in der Saison 2019/20 unter insgesamt 26 bewerteten Profis im defensiven Mittelfeld. Zweiter ist bisher der Leverkusener Julian Baumgartlinger vor BVB-Profi Axel Witsel. Bewertet werden die Kategorien Athletik, Defensive, Torgefahr, Passspiel und Spielkontrolle. Absolute Spitze ist Kimmich in Sachen Torschussbeteiligung, Episodenbeteiligung (Ballbesitz) und Fouls (die wenigsten). Er liegt bei fast allen erhobenen Daten zum Teil weit über dem Durchschnittswert der Konkurrenz.
TYPISCHES TOR: Das 1:0 der Bayern fiel auf einer Weise wie insgesamt 20 Prozent aller Bundesligatreffer in dieser Saison. Die Spielforscher halten fest, dass jedes fünfte Tor fast direkt nach einem zuvor schon abgewehrten Angriff und einer schnellen Rückeroberung des Balls durch Gegenpressing fällt. Im Basketball würde man von einem Rebound sprechen. Die technische Ausführung von Kimmichs Tor sei zwar eine Besonderheit, das Muster aber dasselbe: Gleich dreimal wehrt Dortmund kurz nacheinander einen Pass oder eine Flanke in den Strafraum ab, und die Bayern erobern den Ball zurück, ehe Kimmich trifft. Bis zum Tor dauert es dann nur fünf Sekunden. Kimmich – Müller – Coman – Kimmich – drei Spieler mit vier Aktionen sind am 1:0 beteiligt.
BVB-HEIMSTÄRKE: Trotz der ersten Heimniederlage bleibt der BVB mit 33 Punkten aus 14 Partien das stärkste Team im eigenen Stadion. Keine Bundesliga-Mannschaft schoss mehr Tore daheim (45) und kassierte weniger (11). Von 230 Torschüssen in Heimspielen landet in dieser Saison jeder fünfte Versuch im Netz des Gegners.
BAYERN-AUSWÄRTSDOMINANZ: Die Münchner bauten nicht nur die Tabellenführung aus, sondern auch ihre Spitzenposition als stärkste Auswärtsmannschaft mit 32 Zählern aus 14 Partien. 38 Tore schoss das Team von Hansi Flick in fremden Arenen, so viel wie kein anderes. Die mit 81 Toren stärkste Bundesliga-Offensive schoss in der Fremde insgesamt schon 239 Mal aufs Tor. Jeder sechste Schuss sitzt!
FAVRE-TAKTIK: BVB-Coach Favre sah ein gutes Spiel seiner Elf – und er hat recht, wenn man die Zahlen näher betrachtet: Die Bayern kamen nur zu 13 Schüssen, sechs weniger als im Schnitt der Saison, und drei weniger als in den übrigen Top-Spielen. Auch präsentierte sich der BVB wesentlich besser als im Hinspiel, das 0:4 verloren ging. Der BVB hatte mehr eigene Abschlüsse und schoss häufiger auf das gegnerische Tor als in seinen übrigen Top-Partien.
Auch die Hereinnahme von Emre Can (für Thomas Delaney) und Jadon Sancho (für Julian Brandt) war die richtige Maßnahme und zahlte sich aus. In der 2. Spielhälfte performte der BVB zwar nicht offensiver, aber passsicherer und wies bessere Zweikampfquoten auf. Statt acht Torschüsse in Hälfte eins ließ der BVB nach dem Wechsel nur noch fünf Abschlüsse der Bayern zu. Zudem spielten die Borussen in den zweiten 45 Minuten mehr Pässe mit einer höheren Genauigkeit. Allein das wichtigste aus BVB-Sicht fehlte: ein Tor.
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(dpa)