New York – Die Kanadierin Bianca Andreescu hat in New York völlig überraschend die US Open gewonnen. Die 19 Jahre alte Tennisspielerin siegte im Finale gegen die Amerikanerin Serena Williams mit 6:3, 7:5 und feierte damit den ersten Titel bei einem Grand-Slam-Turnier in ihrer Karriere.
Die 37-jährige Williams verpasste es dagegen ein weiteres Mal, ihren 24. Grand-Slam-Titel zu holen und damit mit der Rekordsiegerin, der Australierin Margaret Court, gleichzuziehen. Schon in Wimbledon in diesem Jahr und sowohl bei den US Open als auch in Wimbledon im vergangenen Jahr musste sich Williams jeweils im Finale geschlagen geben.
Andreescu verwandelte nach 1:40 Stunden ihren dritten Matchball. Die 19 Jahre alte Senkrechtstarterin ist damit die erste Kanadierin überhaupt, die ein Grand-Slam-Turnier gewinnen konnte. Vor ihr hatte lediglich Eugenie Bouchard 2014 in Wimbledon im Endspiel gestanden, dort aber gegen die Tschechin Petra Kvitova verloren. Andreescu bleibt zudem in diesem Jahr gegen Spielerinnen aus den Top Ten ungeschlagen. Nach den US Open wird sie selbst erstmals zu den besten zehn Spielerinnen der Welt gehören.
Williams eröffnete das Finale standesgemäß mit einem Ass. Doch insgesamt wirkte die 37-Jährige ungewöhnlich nervös und kassierte nach zwei Doppelfehlern gleich das erste Break. Andreescu spielte dagegen unbekümmert auf. Schon beim Interview kurz vor ihrem ersten großen Endspiel hatte die Kanadierin gelöst gewirkt und gesagt, sie habe sich vorbereitet wie vor jedem anderen Spiel auch.
Und in der Tat schien Andreescu, die im vergangenen Jahr in New York noch in der Qualifikation gescheitert war, die Partie im mit 23 771 Zuschauern ausverkauften Arthur Ashe Stadium eher zu genießen denn als Belastung zu empfinden. Mit ihren druckvollen Grundschlägen brachte sie Williams immer wieder in Bedrängnis. Auch, weil sich die große Favoritin bei weitem nicht so gut bewegte wie noch in den Spielen zuvor.
Beim Stand von 4:2 vergab Andreescu fünf weitere Breakbälle. Williams ballte die Faust, das Publikum jubelte so laut wie noch nie an diesem Abend. Auch die britische Herzogin Meghan freute sich in der Box von Serena Williams. Doch Andreescu ließ sich von all dem nicht beirren. Im folgenden Aufschlagspiel wehrte sie einen Breakball nervenstark mit einem Ass ab, wenig später schenkte ihr Williams den ersten Satz nach 42 Minuten mit einem weiteren Doppelfehler. Ein Raunen ging durch das Stadion, damit hatte niemand gerechnet.
Doch Williams fand an diesem Abend einfach nie zu ihrer Form. Die Aussicht auf ihren 24. Grand-Slam-Titel schien die Amerikanerin eher zu lähmen als zu motivieren. Auch im zweiten Satz gab sie sofort ihren Aufschlag ab, wieder durch einen Doppelfehler beim Breakball. Zwar schaffte sie dank eines Netzrollers prompt das Re-Break, doch selbst diese glückliche Fügung reichte an diesem aus Sicht der Amerikanerin so verkorksten Tag erst einmal nicht für die Wende. Stattdessen verlor sie gleich wieder ihren Aufschlag und Andreescu zog auf 5:1 davon.
Doch dann bekam es die Kanadierin mit den Nerven zu tun. Williams wehrte beim Stand von 1:5 einen Matchball ab und glich plötzlich zum 5:5 aus. Die Partie drohte zu kippen, aber dann fing sich Andreescu wieder und brachte den Sieg doch noch nach Hause.
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(dpa)