Varazdin – Uwe Gensheimer kann es viel besser, das weiß er auch. Doch die Handball-EM in Kroatien ist bisher nicht das Turnier des Kapitäns. M
it 25 Treffern steht der 31-Jährige zwar mit Abstand ganz oben in der Torschützenliste der DHB-Auswahl. Er wäre derzeit vielleicht auch einer der besten des Turniers, wenn er viele Chancen nicht überraschend häufig vergeben hätte. Stattdessen gibt er Rätsel über seine Form auf. «Mit Sicherheit wissen wir, dass Uwe stärker spielen kann», sagte Bundestrainer Christian Prokop. Gensheimer selbst sagt: «Das weiß ja jeder.»
Der Linksaußen des französischen Topclubs Paris St. Germain ist sich momentan wahrscheinlich selbst ein Rätsel. Von seinen bisher 15 Siebenmetern bei diesem Turnier hat Gensheimer lediglich 10 verwandelt, was für einen ansonsten extrem sicheren Schützen wie ihn eine vergleichsweise schwache Quote ist. Im Spiel gegen Olympiasieger Dänemark (25:26) hatte er schon nach wenigen Minuten einen Siebenmeter vergeben, lediglich ein Tor erzielte er später noch. Anschließend übte sogar der Bundestrainer erstmals verhaltene öffentliche Kritik an seinem Anführer.
«Ich war mit der Leistung auf Linksaußen nicht hundertprozentig zufrieden», meinte Prokop. Anschließend habe er mit dem Bundestrainer gesprochen, sagte Gensheimer am Dienstag. Sein Selbstvertrauen befördert habe diese Partie natürlich nicht gerade. «Das beste Gefühl habe ich dabei nicht. Das ist ja logisch, wenn ich nicht die Leistung bringe, die ich mir selbst vorstelle», sagte er. Gegen die Dänen ersetzte Prokop ihn daher früh durch Rückkehrer Rune Dahmke, der seine Nachnominierung mit einer starken Leistung zurückzahlte.
«Er hat stark euphorisiert und bringt einfach einen gewissen Spirit mit in die Mannschaft, der die Köpfe nach oben bringt und ein Lachen ins Gesicht zaubert», sagte Abwehrchef Finn Lemke über den 24-jährigen Dahmke.
Gensheimer dagegen scheint momentan auf der Suche. Nach alter Leichtigkeit und eben diesem Lachen. Kommt der Linksaußen an seine Leistungsgrenze, ist er für die Mannschaft unersetzlich. Als Kapitän sind aber auch seine Führungsqualitäten gefragt. Die verkörpern, zumindest öffentlich, bei diesem Turnier bisher aber eher sogenannte emotionalen Leader wie vor allem der 2,10 Meter große Lemke.
Gensheimer dagegen ist ein Kapitän, der durch seine außergewöhnliche Qualität die Qualifikation für dieses Amt mitbringt. Findet er jedoch nicht zu seiner gewohnten Qualität, fehlt ihm ein Ausgleich durch Emotionalität. «Aber er ist ein ganz entscheidender Baustein unserer Mannschaft», sagt Prokop. Auch aus der Mannschaft gibt es keinerlei Kritik an den zuletzt durchwachsenen Leistungen ihres Kapitäns. Gensheimer sei jemand, der vorangehe, sagte Lemke: «Er ist einfach unser Kapitän.»
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(dpa)