Singapur – Angelique Kerber greift als erste deutsche Tennisspielerin seit Steffi Graf nach dem Titel bei den WTA Finals. 20 Jahre nach dem Triumph ihres Idols erreichte die Weltranglistenerste mit 6:2, 6:1 gegen die polnische Vorjahressiegerin Agnieszka Radwanska erstmals das Endspiel.
Nach 75 einseitigen Minuten verwandelte die 28-Jährige ihren ersten Matchball. Ein Schritt fehlt der Kielerin in Singapur für den dritten großen Triumph in diesem Jahr. Nach ihrem Australian-Open- und US-Open-Coup würde die Kielerin denkwürdige zehn Monate krönen. «Es ist einfach unglaublich», sagte Kerber direkt nach dem Match.
Am Sonntag (12.30 Uhr) trifft die zweifache Grand-Slam-Siegerin als Favoritin auf die Slowakin Dominika Cibulkova, die zuvor die russische Tennisspielerin Swetlana Kusnezowa 1:6, 7:6 (7:2), 6:4 niedergerungen hatte. Beim Saisonabschluss der acht besten Tennis-Damen aus 2016 schließt sich für Kerber damit ein Kreis.
Im ersten Vorrundenspiel begann mit einem Drei-Satz-Erfolg über Cibulkova ihr Siegeszug. Nun wird das mit sieben Millionen Dollar dotierte Turnier mit dem finalen Showdown gegen die 1,61 Meter große Powerfrau enden. «Ich könnte mir nichts mehr wünschen, als gegen sie im Finale zu spielen und mich zu revanchieren», kündigte Cibulkova an. Insgesamt hat die zweifache Grand-Slam-Siegerin Kerber fünf von neun Duellen für sich entschieden – und zwar die vergangenen fünf. «Es wird ein gutes Match werden. Ich muss mein bestes Tennis spielen, um sie zu schlagen», meinte die deutsche Nummer eins.
Am Samstag bestach Kerber in ihrem ersten Halbfinale bei ihrer vierten Masters-Teilnahme durch ihre Konstanz und Fitness. Der Tipp der beiden ehemaligen Tennis-Größen Martina Navratilova und Chris Evert, die von einem «leichten Vorteil» für die Topgesetzte gesprochen hatten, bewahrheitete sich. Die Weltranglisten-Erste hatte die Partie gegen ihre Tennis-Freundin aber klarer im Griff als erwartet. «Sie hat die Nummer-eins-Position mit Freuden angenommen. Sie mag diesen Druck. Sie läuft hier herum, als ob sie an sich selbst glaubt», sagte die neunmalige Wimbledonsiegerin Navratilova.
Vor nur rund 5000 Zuschauern im etwa halb gefüllten Singapore Indoor Stadium hielt die Schleswig-Holsteinerin nach drei Breaks zu Beginn zum 3:1 erstmals ihren Aufschlag. «Es wird ein Match, bei dem ich mich viel bewegen muss und viel Geduld haben muss», hatte Kerber vorhergesagt. Die beiden Kontrahentinnen lieferten sich teils umkämpfte Ballwechsel. Den Punkt beim Satzball schenkte ihr Titelverteidigerin Radwanska mit einem vermeidbaren Returnfehler.
Leicht erkältet hatte sich Kerber nach ihrem letzten Vorrundenspiel gefühlt. Im zweiten Satz trat die Linkshänderin aber immer sicherer auf. Die Polin spielte schwächer und machte etliche vermeidbare Fehler. Problemlos baute die Kielerin ihren Vorsprung weiter aus.
«Es ist so ausgeglichen. Ich denke, das wird die Zukunft sein. Wir werden jede Woche andere Spielerinnen sehen», urteilte die 61-jährige Evert über die Damen-Szene. In der Gegenwart aber tritt Kerber nach Wimbledon, Rio und New York zum vierten Mal in Serie als Protagonistin im Endspiel der wichtigsten Turniere an. Ihre herausragende Saison hat die «Spielerin des Jahres» der WTA um ein Match verlängert und ein aufregendes Finale zum Abschluss sicher.
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(dpa)