Singapur – Angelique Kerber hat die große Chance zum perfekten Abschluss ihrer herausragenden Saison nicht genutzt und den Titel bei den WTA Finals Überraschungssiegerin Dominika Cibulkova überlassen müssen.
Im Endspiel verlor die Nummer eins im Damen-Tennis in Singapur nach spannender Schlussphase 3:6, 4:6. Die 27-jährige Slowakin feierte den größten Erfolg ihrer Karriere, nachdem sie beim vierten Matchball von einem Netzroller profitierte. Für die erste deutsche WM-Finalistin seit Steffi Graf 1996 blieb die Krönung in ihrem letzten Match 2016 aus.
Der vor Energie strotzenden Powerfrau Cibulkova hatte Kerber vor rund 8000 Zuschauern nicht genügend entgegenzusetzen. Ihre Final-Erfahrung der vergangenen Monate reichte ihr nicht, um erste deutsche Masters-Siegerin seit 20 Jahren zu werden. Dennoch wird sich die Weltranglisten-Erste im nun anstehenden Urlaub an märchenhafte Momente eines Wahnsinnsjahres zurückerinnern.
Der Final-Einzug brachte ihr 1,1 Millionen Euro ein. Laut der WTA verdiente Kerber erst als Zweite nach Serena Williams mehr als zehn Millionen Dollar Preisgeld in einer Saison. Es ist eine beeindruckende Summe, die sich aus geschichtsträchtigen Matches zusammenaddiert hat. Nach der Sensation bei den Australian Open verlor die 28-Jährige in Wimbledon erst im Endspiel gegen Serena Williams. Bei den US Open stieg die Olympia-Zweite von Rio zur Nummer eins und zweifachen Grand-Slam-Siegerin auf.
Im Halbfinale von Singapur am Samstag hatte Cibulkova, die in der Vorrunde nur einmal erfolgreich gewesen war, die Russin Swetlana Kusnezowa in drei Sätzen niedergekämpft. Kerber fertigte die polnische Vorjahressiegerin Agnieszka Radwanska mühelos 6:2, 6:1 ab.
Bei einer Lichtershow und mit einem Einlaufmädchen an der Hand betrat die Schleswig-Holsteinerin für ihr achtes Finale der Saison den Centre Court. Furchtlos legte WM-Debütantin Cibulkova los und hämmerte für Kerber unerreichbare Bälle ins Feld. Nach nur acht Minuten stand es 0:3, dann holte die Favoritin ihr erstes Spiel. Doch immer wieder ließ Cibulkova die Nummer eins schlecht aussehen.
Sieben direkte Gewinnschläge führte die Statistik nach dem ersten Satz für die Wimbledon-Finalistin auf, doppelt so viele für Cibulkova. «Den Fight annehmen und richtig Gas geben», forderte Trainer Torben Beltz beim Seitenwechsel nach dem 3:6.
Am ersten Turniertag war die slowakische Australian-Open-Finalistin von 2014, die sich auf Weltranglistenplatz fünf verbessern wird, Kerbers schwierigste Hürde gewesen und hatte die Topgesetzte in einen dritten Satz gezwungen. Diesmal war es die Kielerin, die versuchte, zurückzukehren. Als sie sich beim 1:1 im zweiten Satz den Vorteil holte, schrie sie ihre Anspannung heraus. Beim 2:1 ballte die Olympia-Zweite die Fäuste in Richtung Box.
Doch zum 3:4 verlor Kerber erneut ihren Aufschlag. Beltz eilte ein zweites Mal auf den Platz und redete auf seinen Schützling ein. Kerber haderte – und musste kurz darauf ihrer Kontrahentin zum Titel gratulieren, nachdem Cibulkova die ersten drei Matchbälle vergeben hatte. Den vierten nutzte sie dann mit etwas Glück.
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(dpa)