Er ist wieder da: „King Roger“ Federer siegte in Wimbledon und zeigte damit all seinen Kritikern, dass er auch mit 30 Jahren noch lange nicht zum alten Eisen des Tennissports gehört. Mit stoischer Ruhe und technischer Perfektion verwies er seinen Gegner, den 25-jährigen Schotten Andy Murray, auf den zweiten Platz. Tränen des Glücks und der Erleichterung liefen dem Schweizer über das Gesicht, nachdem er das Finale für sich entschieden hatte.
Er selbst bezeichnete seinen Sieg in für ihn typischer Bescheidenheit als einen „magischen Moment“. Federer siegte mit 4:6, 7:5, 6:3 und 6:4. Seinem Spitznamen „King Roger“ hat Federer nun ein weiteres Mal alle Ehre gemacht und allen und sich selbst bewiesen, dass er ihn immer noch verdient. Für den Schweizer muss dieser Triumph auch eine Art Genugtuung sein, denn viele trauten ihm einen siebten Wimbledon-Sieg, drei Jahre nach seinem letzten, nicht mehr zu. Der fünf Jahre jüngere Murray war auch alles andere als ein leichter Gegner: Federer musste all sein Können einsetzen, um den angriffslustigen Schotten zu bezwingen. Murray spielte mutig und überraschend in diesem wichtigen Match seiner Karriere. Er gab zunächst den Ton an und Federer wirkte beinahe abwesend und beging einige leichte Fehler. Den ersten Satz entschied der 25-jährige Murray für sich und versetzte damit sogar den Premierminister Großbritanniens, David Cameron, in Entzücken.
Rekordsieg
Dass Federer trotzdem weiterhin die Ruhe bewahrte, machte sich aber bald bezahlt: Mit einer Reihe beeindruckender Schläge gelang ihm schließlich der Gewinn des zweiten Satzes. Beobachter sehen genau in dieser Ruhe die größte Stärke des 30-Jährigen. In den weiteren Sätzen übernahm Federer die Kontrolle, spielte sich so besonnen zum Sieg. Der Schotte Murray schlug sich zwar wacker, doch den Sieg Federers konnte er nicht verhindern. Die Spielsituation war Murray bekannt – schon dreimal vorher war er bereits in einem Grand-Slam-Finale gescheitert. Seine Enttäuschung über die Niederlage war natürlich dementsprechend groß. Dennoch zollte er dem ihm überlegenen Federer Respekt, wenngleich er sich nicht verkneifen konnte, den 30-jährigen Schweizer als einen „guten Spieler für sein Alter“ zu bezeichnen. Auch wenn man dies als etwas gehässig auslegen kann, sprach der Schotte damit doch auch die Wahrheit aus. Federer gelang drei Jahre nach seinem letzten Wimbledonsieg ein neuer Rekord: Noch kein Tennisspieler schaffte vor ihm 17 Grand-Slam-Titel. Sein siebter Wimbledon-Triumph lässt ihn sowohl Pete Sampras als auch William Renshaw überflügeln. Dem kommt einer seiner nun wichtigsten Erfolge hinzu: Mit 268 Wochen auf Weltrangliste Platz1 ist er nun gemeinsamer Rekordhalter mit Tennislegende Pete Sampras.
Murray bleibt ehrgeizig
Dem talentierten Schotten Murray ist bewusst, dass seine Niederlage eine gegen den besten Tennis-Spieler aller Zeiten ist. Seine Enttäuschung und den Schmerz dürfte dies zwar nicht gelindert haben, doch wird auch sein Ehrgeiz dadurch angestachelt: Er nähere sich der Weltspitze um Federer, Rafael Nadal & Co an, meinte Murray zuversichtlich. Er freue sich auf die Olympischen Spiele in Wimlbedon 2012 und sehe diesen zuversichtlich entgegen.