München – Bitte lächeln: Beim dominanten 2:0 gegen Gladbach hat Bayerns Spaßkicker Douglas Costa sogar Muße für ein Handy-Foto. Carlo Ancelotti öffnet seine Taktik-Schatulle – der Chefkritiker dosiert sein Lob.
War was beim FC Bayern? Nur eine Woche nach seinem resoluten verbalen Anpfiff für die Münchner Fußballstars stand Karl-Heinz Rummenigge nach Sieg des Tabellenführers im Topspiel gegen Borussia Mönchengladbach im Bauch der Allianz Arena und konnte schon wieder entspannt über Nebensächlichkeiten wie das Jubel-Selfie des Torschützen und Spaßkickers Douglas Costa plaudern.
«Man muss die Mannschaft manchmal auch ein bisschen kitzeln», meinte der Vorstandschef und resümierte nach den Erfolgen in Champions League (4:1 gegen Eindhoven) und Bundesliga-Alltag: «Ich bin sehr zufrieden mit der Woche. Der Spieltag ist gut für uns gelaufen.»
Der Schlendrian ist nach zwei unerhörten Unentschieden gegen Köln (1:1) und in Frankfurt (2:2) wieder raus beim Serienmeister. Die schlechte Nachricht für mutige Bayern-Jäger lautet: Die übermächtigen Münchner werden auch in dieser Spielzeit exklusiv darüber entscheiden, wie spannend oder langweilig der Titelkampf im ersten Jahr unter dem neuen Trainer Carlo Ancelotti verlaufen wird.
Nicht nur Nationaltorhüter Manuel Neuer sprach am Samstagabend von der besten Saisonleistung: «Es war wichtig, dass wir nicht nachlassen und den Gladbachern zeigen, dass hier nichts zu holen ist. Wir haben komplett eine gute Leistung gezeigt und es auch durchgezogen.»
Es war auch für Ancelotti eine rundum positive Woche. Der Italiener blieb sich in der ersten Münchner Scheinkrise selbst treu. Und gegen die hilflosen und überforderten Gladbacher bewies der Nachfolger von Pep Guardiola darüber hinaus, dass er neben der Mannschaftsführung eben auch die taktischen Feinheiten des Fußballspiels drauf hat.
Mit hoch aufrückenden Mittelfeldspielern erstickten die Bayern das Aufbauspiel der Borussia, deren erzwungene lange Bälle zur leichten Beute wurden. «Die erste Halbzeit war perfekt», lautete Ancelottis Urteil. Die Treffer von Arturo Vidal (16. Minute) und Douglas Costa (31.) drückten die Überlegenheit tatsächlich nur ansatzweise aus. Beide Tore wurden nach Schema Ancelotti durch die hochstehenden Außenverteidiger David Alaba und Rafinha vorbereitet. «Wir waren viel zu passiv, haben die Bayern spielen lassen. Für einen Sieg kamen wir nicht infrage», sagte Gäste-Trainer André Schubert.
Borussen-Manager Max Eberl sprach von einem Lerneffekt für die junge und ersatzgeschwächte Fohlen-Elf, die drei Tage nach dem Erfolg bei Celtic Glasgow gegen ein internationales Schwergewicht an Grenzen stieß: «Wir haben noch nicht das Niveau, zweimal hintereinander Champions League zu spielen.» Erst als die Bayern nach der Pause den Bleifuß vom Gaspedal nahmen, konnten die Gäste ein wenig mitspielen und verzeichneten auch einen Pfostentreffer von André Hahn (71.).
Angesichts der Münchner Übermacht konnte sogar der ungewöhnliche Torjubel von Douglas Costa zu einem großen Thema werden. Der Brasilianer sprintete nach seinem ersten Saisontor zur Tribüne, wo er sich ein Handy schnappte und mit zwei Kumpels ein Selfie knipste. Für spaßfreie Zeitgenossen war das ein Unding. Aber das Liga-Novum stufte nicht einmal Schiedsrichter Jochen Drees als Unsportlichkeit ein.
Ancelotti brummte erst ein bisschen, ehe er lächelnd bemerkte: «Das nächste Mal kann er mir Bescheid sagen, dann machen wir ein Foto zusammen.» Thomas Müller erinnerte an die spezielle brasilianische Art und den unvergessenen Jubel von Giovane Elber, der sich nach einem Tor einst in einen Teppich mit dem Bayern-Logo einrollte. «Positive Emotionen machen den Fußball aus», meinte Müller. Rummenigge bewertete die Aktion ebenfalls entspannt: «Ich warte nur noch darauf, dass einer während des Spiels per Facebook was tickert.»
Die Bayern können wieder lachen. «Jetzt kann man dann auch mal loben», meinte Rummenigge, «aber aus Erfahrung nicht zu viel.» Der neue Chefkritiker lenkte den Bayern-Blick lieber nach vorne auf den anstehenden Doppelpack gegen den FC Augsburg im DFB-Pokal und in der Liga: «Es gilt jetzt einfach, auf diesem Weg weiterzumachen.»
Fotocredits: Tobias Hase
(dpa)