Köln – Peter Stöger zögerte. Die Frage nach den vielen Meister-Pappschalen der Kölner Fans passte dem Trainer nicht so ganz.
«Ich kann ja nicht verbieten, dass sie Pappschalen mitnehmen», kommentierte der Österreicher ein wenig unwirsch die wachsende Euphorie der Kölner Fans, die ihn und die Profis des FC nach ihrem Traumstart in der Fußball-Bundesliga begleitet.
Timo Horn wunderte es nicht. «Eine schöne Momentaufnahme. Die Fans dürfen träumen», sagte der Kölner Torwart nach dem 2:1 (2:0) gegen den FC Ingolstadt. Er versprach: «Wir versuchen, den Lauf beizubehalten.» Ein Lauf, der auch für ihn erstaunliche Ausmaße annimmt: «Das haben uns zu diesem Zeitpunkt nicht viele zugetraut.»
Nach sieben Spieltagen ungeschlagen, seit zwölf Bundesligapartien nicht besiegt, nur zwei Zähler Rückstand auf Tabellenführer Bayern: Das ist doch was, da kann man – im positiven Sinne – doch mal ein wenig durchdrehen. Nichts da, meinte Köln-Manager Jörg Schmadtke: «Wir werden die letzten 15 Minuten nicht ignorieren.» Den Anhängern immerhin gestand er ihre Freude zu: «Es ist doch schön, dass unsere Fans euphorisch sind.»
Diese letzten 15 Minuten rief Schmadtke bewusst in das Gedächtnis der Beobachter. Denn bis eine Viertelstunde vor dem Ende dominierte Köln klar, führte dank des jetzt siebenmaligen Saison-Torschützen Anthony Modeste (28./39. Minute) 2:0, hätte leicht und locker erhöhen können und müssen. Schmadtke erkannte dennoch weiteren Lernbedarf bei der Stöger-Elf nach dem 75. Bundesligaspiel des FC-Trainers. «Du darfst nicht zu früh in Lockerheit verfallen», urteilte er. Insgesamt aber habe das Team «einen tollen Job gemacht».
Das wollte Markus Kauczinski über den Auftritt von Schiedsrichter Tobias Welz nicht unbedingt behaupten. «Es tut weh, dass du von der Seite einen in die Fresse kriegst» – so kommentierte Ingolstadts Trainer die seiner Meinung nach zu vielen Fehlentscheidungen des Unparteiischen gegen den neuen Tabellenletzten.
In wenigstens zwei Fällen lag Kauczinski richtig. Vor dem 0:1 durch Modeste stand der Franzose im Abseits. Und in Minute 71 hätte es für den FCI Strafstoß geben müssen, als Mathew Leckie von Dominique Heintz im Strafraum mit gestrecktem Bein zu Fall gebracht wurde – für Ingolstadts Chefcoach deshalb ein klarer Fall.
Die Aktion, die durch den Modeste-Foulelfmeter zum 2:0 führte, war für Kauczinski allerdings auch klar: «Das ist einer», sagte er zu Welz‘ Pfiff in der 37. Minute. Tobias Levels hatte Yuya Osako mit inkorrekten Mitteln gestoppt. Kurz vor Schluss nutzte Ingolstadt durch Lukas Hinterseer einen Elfmeter zum 1:2.
Im Kabinengang feuerte der Österreicher wütend eine Plastikflasche auf den Boden. Kauczinski und später auch Sportdirektor Thomas Linke ließen ihren Zorn verbal raus. Er wisse um die Schwere des Jobs des Unparteiischen. «Aber in der Summe tut es enorm weh», bewertete der Coach die generelle Leistung Welz‘. Linke sagte im ZDF: «Die Mannschaft fühlt sich sicherlich betrogen.»
Seinem Trainer sprach Linke eine Jobgarantie aus: Kauczinski säße am Samstag gegen den BVB «auf jeden Fall» auf der Bank. Und Hasenhüttl-Nachfolger Kauczinski kündigte an: «Wir werden nicht aufgeben. Wir sind ein kleines Licht, aber wir werden wieder aufstehen.» Angesichts der aktuellen Misere tut das not: Ingolstadt ist saisonübergreifend seit zwölf Begegnungen ohne Sieg, hat in der Saison 2016/17 erst einen Punkt geholt und vier Tore erzielt.
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(dpa)