Mannheim – Fast jeden Tag fährt Uwe Gensheimer an seinem neuen Haus vorbei. Noch ist es zwar nicht fertig, aber schon recht bald wird der Handballer mit Ehefrau Sandra und Sohn Matti in seine eigenen vier Wände einziehen.
Nach drei Jahren bei Paris Saint-Germain ist Deutschlands viermaliger Handballer des Jahres zu dem Club zurückgekehrt, den er als seinen «Herzensverein» bezeichnet und für den der 32-Jährige bereits von 2003 bis 2016 spielte: Die Rhein-Neckar Löwen.
Am Sonntag (16.00 Uhr) starten die Mannheimer bei den Eulen Ludwigshafen in die neue Bundesliga-Saison – und die Hoffnungen des zweimaligen deutschen Meisters ruhen nicht zuletzt auf seinem prominenten Rückkehrer. Gensheimer ist längst wieder der Liebling der Massen und als einer von drei Mannschaftskapitänen neben Andy Schmid und Mikael Appelgren auch sofort wieder eine Führungsfigur. Dabei nahm er sich anfangs zurück.
«Ich kann nicht in die Kabine kommen und sofort rumpoltern, nur weil ich lange hier gespielt habe. Ich war drei Jahre weg und bin ein Neuzugang, da war ich erst einmal in der Beobachterrolle», sagt Gensheimer, der aufgrund seiner Verdienste und seiner Vergangenheit aber ganz schnell in der Teamhierarchie nach oben kletterte. «Mit Uwe kehren ein bisschen die Wurzeln der Löwen zurück. Es fühlt sich an, als sei er nie weggewesen», adelt Weltklasse-Spielmacher Schmid seinen neuen und alten Kollegen. Sportchef Oliver Roggisch schwärmt: «Dieser Mann ist ein echter Anführer und sportlich ohnehin über jeden Zweifel erhaben.»
Gensheimer zählt zu den besten und prominentesten Handballern der Welt. Seine spektakulären und vor allem meist erfolgreichen Trickwürfe aus schwierigen Winkeln sind legendär, sein Variantenreichtum und seine Abschlusssicherheit berüchtigt. Die Ansprüche des Clubs sind also hoch – die von Gensheimer sowieso. «Als ich in Paris war, habe ich eine Meisterschaft und einen Pokalsieg verpasst. Es wäre schön, das nochmals mitzuerleben», sagt der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft.
Die Tücken der Bundesliga kennt er noch: «Wir können in kein Spiel reingehen und erst mal schauen, wie sehr wir uns anstrengen müssen. In der Bundesliga ist gegen jeden Gegner Vollgas gefragt.»
Erst recht, wenn einer der Titel-Rivalen THW Kiel heißt. Die Norddeutschen sieht Gensheimer auf nationaler Ebene ein bisschen über allen anderen Mannschaften, sein eigenes Team aber auch nicht chancenlos. «Wir wollen um alle Titel spielen – und dazu sind wir auch in der Lage», sagt der Rechtshänder, der sich 2016 passend zu seinem damaligen Abschied seinen Lebenstraum von der Meisterschaft mit den Löwen erfüllte.
Nun bleiben ihm mindestens drei weitere Jahre, um die Bilanz aufzubessern. Im Sommer 2022 endet sein Vertrag. Was danach kommt, weiß er noch nicht. Trainer, Manager, eine Vertragsverlängerung als Spieler – alles sei denkbar: «Ich will jetzt erstmal meine Leistung zeigen. Wir schauen mal, wie gut ich bei einem Vertragsende bin – und ob die Jungen dann besser sind als ich.»
Fotocredits: Uwe Anspach
(dpa)