Dortmund/Wolfsburg – Andrej Kramaric war sichtlich gerührt. Mit einer Mischung aus Verwunderung und Stolz kommentierte der Hoffenheimer Matchwinner seinen historischen Viererpack zum überraschenden 4:0 (2:0)-Kantersieg bei Borussia Dortmund.
«Ich hab vor dem Spiel davon geträumt. Es ist ein unglaubliches Gefühl, Geschichte zu schreiben», sagte Kramaric nach seinem Husarenstreich.
Im Fernduell mit dem VfL Wolfsburg um die direkte Qualifikation für die Europa League sorgte der kroatische WM-Zweite fast im Alleingang für ein Happy End seines Teams. Dank seiner Tore-Gala in der 8., 30., 48. und 50. Minute zogen die Kraichgauer im letzten Saisonspiel in der Tabelle noch an den «Wölfen» vorbei und ersparten sich als Sechster die ungeliebten Qualifikationsspiele im September.
Die famose Vorstellung des lange Zeit verletzten Kramaric versetzte Sportdirektor Alexander Rosen ins Schwärmen: «Die TSG mit Kramaric ist eine andere Mannschaft als ohne Kramaric. Er hat nicht nur diese Scorer-Qualität, sondern arbeitet auch sehr viel. Wir sind froh, dass er uns zum Saisonabschluss wieder zur Verfügung stand.»
Im Stil eines eiskalten Vollstreckers sicherte sich der 29 Jahre alte Offensivspieler einen Eintrag in die Vereinschronik. Nie zuvor waren einem Hoffenheimer Profi vier Treffer in einem Bundesligaspiel gelungen. Den mit dem ersten Viererpack im Fußball-Oberhauses seit Frankfurts Luka Jovic im Oktober 2018 gesicherten Abschlusserfolg wertete Rosen als gerechten Lohn. Die überraschende und späte Trennung von Trainer Alfred Schreuder am 9. Juni erwies sich am Ende als richtig. «Das war ein grandioser Abschluss einer komplizierten Saison. Und das war nach einem solchen Umbruch im Sommer nicht unbedingt zu erwarten», befand der Sportdirektor.
Leidtragender dieses überraschenden Hoffenheimer Erfolgs war der VfL Wolfsburg, der zeitgleich mit 0:4 gegen Bayern München verlor und nun bis zum Jahresende mehrere stressige Monate vor sich hat. Im August werden die Niedersachsen zunächst die aktuelle Europa-League-Saison 2019/20 zu Ende spielen, dort verloren sie vor der Corona-Krise das Achtelfinal-Hinspiel gegen Schachtjor Donezk mit 1:2.
Am 17. September, 24. September und am 1. Oktober stehen dann voraussichtlich gleich drei Qualifikationsrunden zur neuen Europa-League-Saison an, wenn auch in diesem Jahr nur mit einer Partie pro Runde. Und sollte der VfL dort durchkommen, beginnt in den letzten drei Monaten des Jahres erst die richtige Terminhatz mit Spielen in drei Wettbewerben.
«Wir wollten den sechsten Tabellenplatz unbedingt über die Ziellinie bringen», sagte Trainer Oliver Glasner. «Aber das Saisonziel, auch in der nächsten Saison international vertreten zu sein, haben wir erreicht. Auch wenn wir jetzt den etwas schwierigeren Weg dorthin nehmen müssen. Deshalb bin ich persönlich zufrieden mit dem siebten Platz, obwohl ich den sechsten gern gehabt hätte.»
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(dpa)